Dies ist eine Artikelserie zu dem Buch "Liebe deinen Körper" von Nancy Pearcey. In dieser Serie beantworte ich die Fragen, die im Anhang des Buches zu jedem Kapitel gestellt werden. Jedes Kapitel erhält einen eigenen Beitrag.
Das Thema des sechsten Kapitels ist das Transgender-Narrativ.
1. Erläutere, wie das Transgender-Narrativ den zweistöckigen Körper-Person-Dualismus mit seiner Abwertung des Körpers zum Ausdruck bringt.
Im Transgender-Narrativ ist das Gefühl entscheidend, nicht der Körper. Der Körper muss dem Gefühl angepasst werden, nicht umgekehrt. Der physische Körper ist nicht Teil des eigentlichen Selbst und muss sich dem komplett unterordnen. Die Identität der Person wird vom biologischen Geschlecht entkoppelt. Zwischen Körper und Geist besteht keine Einheit mehr.
2. Der Text behauptet, das Transgender-Narrativ verstärke Geschlechterklischees. Stimmst du zu oder nicht? Warum?
Der Blick wird noch stärker auf Geschlechterklischees gelenkt, da anhand des stereotypen Verhaltens Menschen eingeordnet werden. Eine Kommentatorin schrieb dazu auf einer Webseite: „Ich habe den Eindruck, dass die Trans-Bewegung darum kämpft, alle zu der Entscheidung zu zwingen, ob sie in der blauen Schublade oder in der rosa Schublade leben wollen. Sie lässt keine Möglichkeit, zu kombinieren. Für mich ist das das Gegenteil von Freiheit.“ Anstatt die Identität aus dem Körper abzuleiten, wird die Identität aus den Handlungen abgeleitet. Das Ergebnis ist keine größere Weite, sondern eine Verengung des Sichtfelds.
3. Eine im Text zitierte schwarze Frau ist der Meinung, dass ein Mann, der eine Frau sein will, oder umgekehrt, im „Selbsthass“ gefangen ist. Stimmst du zu? Warum oder warum nicht?
Die zitierte Frau fühlt sich an die Zeit erinnert, als in den USA hellhäutige Schwarze manchmal als Weiße „durchgingen“. Anstatt zu ihrer Hautfarbe zu stehen, wollte sie lieber weiß sein und übten damit Selbsthass. Genau das Gleiche machen diese Menschen. Anstatt ihren Körper und ihr biologische Geschlecht anzunehmen, werden sie dazu ermutigt gegen ihren eigenen Körper vorzugehen und sich selbst Schaden zuzufügen.
4. Der Text sagt: „Rein logisch könnte es eine unendliche Anzahl Gender geben.“ Erkläre, warum.
Es handelt sich um ein Konzept, welches subjektive Gefühle als Grundlage hat. Gefühle kann es sehr viele und sehr unterschiedliche geben. Damit ist der Anzahl von Gender-Ausdrucksformen keine Grenze mehr gesetzt.
5. Die Postmoderne sagt, das Gender ein soziales Konstrukt sei. Was bedeutet das? Stimmst du zu oder nicht? Warum?
Das bedeutet, dass das soziale Geschlecht nicht festgelegt, sondern veränderbar ist. Es ist konstruiert und kann somit angepasst werden, da es auf subjektiven Gefühlen beruht. Es ist eine Variable, die sich im Laufe des Lebens auch verändern kann.
Auch hier wird das dualistische Denken deutlich, indem das biologische vom sozialen Geschlecht getrennt wird. Das Ergebnis ist verheerend und entspricht nicht dem Gedanken des Schöpfers. Gott hat den Menschen als eine Einheit geschaffen, bei der die Psyche und der Körper zusammenwirken und im Einklang stehen.
6. Inwiefern führte Hegels Historismus zur Postmoderne? Erläutere die einzelnen Schritte und führe aus, was die Postmoderne unter der „Entnaturalisierung“ des Gender versteht.
Hegel verstand die Geschichte als eine fortschreitende, zielgerichtete Weiterentwicklung der Menschheit, die am Ende zur Freiheit führt. Er sprach von einem Weltgeist, der durch Kunst, Kultur, Politik, Moral, Religion die Menschheit in jeder Epoche weiter voran bringt. Dabei ging Hegel davon aus, dass es keine universelle Wahrheit gibt, sondern jede Epoche ihre eigene Wahrheit hat. Er sah Wahrheit als einen dynamischen Prozess, der mit jeder neuen Stufe der Entwicklung der Geschichte zu neuen Wahrheiten kommt. Hegels Philosophie wird deshalb auch als Evolutionismus bezeichnet.
Damit ebnete Hegel den Weg für die Postmoderne, die jeden grundsätzlichen Wahrheitsanspruch ablehnt. Die Postmoderne übernahm den Gedanken, dass Wahrheit im Fluss ist und führte diesen konsequent zu Ende. Das hegelsche Konzept des Weltgeistes und der dahinter stehenden Idee, dass Geschichte zielgerichtet ist, lehnte sie allerdings ab.
Wie hat sich dies nun auf die Sexualmoral ausgewirkt? Da alles im Fluss ist, kann nicht mehr sicher gesagt werden wer wir sind oder wie wir handeln sollen. Wahrheit ist relativ. Es gibt keine Blaupause dafür, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Das Geschlecht ist in diesem Denken sozial konstruiert und von dem biologischen Körper entkoppelt. Das soziale Geschlecht (Gender) wird damit „entnaturalisiert“, d.h. von der Natur (dem biologischen Körper) befreit. Jeder erschafft sich nun seine Identität selbst, so wie sich in der Evolution die Arten verändern und entwickeln.
7. Der Text führt aus, dass die Postmoderne (das Obergeschoss) die Moderne (das Erdgeschoss) zu ihrem logischen Schluss weiterführt. Erkläre dies. In welchem Sinne sind sowohl Postmoderne als auch Moderne Formen des Reduktionismus?
Die Moderne hat durch die Evolutionstheorie den Körper zu einem Produkt blinder, zweckfreier materieller Kräfte gemacht. Der Körper hat also keine teleologische Bedeutung und ist auch keiner Moral unterworfen. Jeder Mensch kann mit seinem Körper machen, was er will. Das ist die reduktionistische Sicht der Moderne auf den Körper.
Die Postmoderne setzt bei dem sozialen Geschlecht an und sieht dies als Produkt sozialer Kräfte. Jeder kann sich sein Geschlecht aussuchen und problemlos verändern. Der Körper ist überhaupt nicht mehr entscheidend, entscheidend ist das Gefühl. Der Körper muss sich dem sozialen (gefühlten) Geschlecht anpassen, nicht umgekehrt. Es ist völlig gleichgültig welchen biologischen Körper ein Mensch hat, schließlich spielt der Körper keine Rolle und kann nach belieben verändert werden. Der Körper selbst wird zu einem sozialen Konstrukt. Auch hier gibt es wieder die Aufteilung in das Erdgeschoss und Obergeschoss. Anstatt eine einheitliche Sicht auf den Menschen und das Geschlecht zu haben, wird zwischen biologischem und sozialem Geschlecht unterschieden. Der Wert des Körpers und des Geschlechts wird herabgesetzt und für unwichtig erklärt.
8. Warum lehnen einige Feministinnen postmoderne Sexualtheorien ab? Was hältst du von ihren Argumenten?
Sie lehnen diese Theorien ab, da damit keine Definition mehr möglich ist, was eine Frau ist. Wenn alles sozial konstruiert ist, kann niemand mehr Rechte für Frauen beanspruchen, da es die Kategorie Frau so nicht mehr gibt. Frauen können über ihre biologischen Merkmale nicht mehr definiert werden und damit kann es also auch keinen rechtlichen Schutz für sie geben. Demnach gibt es auch keine geschlechtsspezifische Unterdrückung, die bekämpft werden müsste.
Diese Feministinnen haben erkannt, wohin der postmoderne Weg führt. Er führt nicht zur Stärkung von Frauenrechten, sondern zu ihrer Auflösung. Universelle Wahrheiten existieren ja schließlich nicht.
9. Warum sagen Anhänger der Postmoderne, dass selbst biologische Fakten sozial Konstrukte sind? Was ist der fatale Fehler bei einer derart radikalen Skepsis?
Die Postmoderne glaubt nicht mehr an Fakten, alles ist relativ. Demnach kann es auch keine biologischen Fakten geben, es handelt sich stattdessen um Interpretationen die durch unsere Kultur und Geschichte bestimmt sind. Somit haben wir letztlich keinen Zugang zu dem, was der Körper wirklich ist. Wir wissen nur, was eine bestimmte Kultur meint, das er sei.
Der fatale Fehler dabei ist, dass die Postmoderne sich selbst dekonstruiert, denn wenn alles relativ ist, ist es diese Aussage ebenfalls. Wenn alle in dem gefangen sind, was ihre Kultur ihnen vorgibt, dann sind es die Postmodernen ja ebenso. Sie können dann überhaupt keine allgemeingültigen Wahrheitsaussage formulieren.
10. Der Text beschreibt, wie die Postmoderne die Grundlage für die Rechte der Frauen zerstört. Warum ist das so? Stimmst du zu? Warum oder warum nicht?
Die Rechte der Frauen werden zerstört, da die Definition für eine Frau aufgelöst werden. Männer können Frauen sein und umgekehrt. Manche Trans-Frauen behalten bspw. bewusst ihr männliches Aussehen bei, sehen sich aber als Frau. Sie arbeiten aktiv an der Verwischung der Grenzen zwischen Mann und Frau. Bestimmte Lobbygruppen setzen sich dafür ein, dass das Wort „Mutter“ aus dem Wortschatz gestrichen wird und ersetzen es durch „schwangere Individuen“ oder „gebärende Person“. Frauen können auf dieser Grundlage nicht mehr aufgrund ihrer biologischen Eigenschaften erkannt werden und damit verlieren sie auch ihre Rechte. Geschlechtsspezifische Unterdrückung kann nicht mehr benannt und somit auch nicht bekämpft werden.
Mary Lou Singleton von der Womans Liberation Front sagt: „Was wir erleben, ist die rechtliche Auslöschung der materiellen Realität des Geschlechts“.
11. Der Text führt aus, dass die SOGI-Gesetze die Macht des Staates enorm ausweiten werden. Erkläre, warum.
SOGI steht für sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität. Diese Gesetze regeln Themen wie Diskriminierung, Gleichstellung und Schutzrechte für LGBTQ+ Personen.
Die SOGI-Gesetze heben nicht nur die Geschlechtlichkeit von Mann und Frau auf, sie lösen auch die Institution Familie auf. Denn wenn die biologischen Eigenschaften von Mann und Frau nicht mehr gelten, gelten sie für die Elternschaft genauso wenig. Wer Mann oder Frau, Mutter oder Vater ist, definiert dann der Staat durch seine Gesetze. Die biologische Elternschaft ist dann nicht mehr relevant, das natürliche Recht gilt nicht mehr, es gilt wen der Staat als gesetzliche Eltern akzeptiert oder benennt. Damit hat der Staat das Recht Familienbande aufzulösen und Familien nach seinen Vorstellungen zu formen.
12. Mark Yarhouse schreibt in Unterstanding Gender Dysphoria, dass sich einige Gemeinden den säkularen Ansichten beugten, indem sie versuchten, Geschlecht und Gender zu dekonstruieren. Auf der anderen Seite gebe es Gemeinden, die „übersteuern“, indem sie strenger, enger und starrer bei der Durchsetzung von Geschlechterrollen würden. Hast du eins von beiden erlebt? Was denkst du darüber, wie Brandons Eltern mit seinem jahrelangen Kampf gegen die Geschlechtsdysphorie umgegangen sind?
Brandon ist ein Junge, der von seiner Geburt an sensibel, ruhig und fügsam war. Er hatte kein großes Interesse an Lastwagen oder Waffen, stattdessen unterhielt er sich lieber über Beziehungen und seine Gefühle. Er fühlte sich eher in der Gemeinschaft mit Mädchen wohl, ihre Themen interessierten ihn, die Themen der Jungen und ihr harter Umgang miteinander entsprachen nicht seinem Charakter. Da Brandon ein Junge war, vertrauten ihm die Mädchen nicht alle ihre Geheimnisse an und so gehörte er weder bei den Jungen noch bei den Mädchen richtig dazu. Das machte ihm schwer zu schaffen, er fühlte sich als Junge nicht wohl.
Was taten nun seine Eltern, um ihn zu helfen? Sie ermutigten ihn dazu, sich als Junge anzunehmen – als ein Junge der besonders sensibel und gefühlsbetont ist. Sie ermutigten ihn, seine Identität von seinem Körper abzuleiten. Sie machten ihm klar, dass es kein Problem ist wenn man als Mann sanft und gefühlsbetont ist. Dies kann bedeuten, dass Gott ihn eher für einen Beruf als Psychologe, Seelsorger oder Krankenpfleger begabt hat. Nicht er war verkehrt, die Klischeevorstellungen waren verkehrt. Seine Eltern gingen mit ihm das Beispiel von Esau und Jakob durch. Esau war der Jäger, der raue und starke Mann. Jakob hingegen war eher sanft und ruhig und bevorzugte es, zu Hause zu sein. Nirgendwo in der Schrift wird Jakob als weniger männlich dargestellt, ganz im Gegenteil, Gott ehrt ihn, indem er zum Patriarchen des Volkes Israel wird. Jesus selbst beschrieb sich als „sanftmütig und von Herzen demütig“.
Weiter vermittelten Brandons Eltern ihrem Sohn Geschichtskenntnis, um zu verstehen, wie sich das heutige Rollenverständnis etablieren konnte. Vor der industriellen Revolution war die Arbeit des Mannes viel stärker im familiären Umfeld angesiedelt. Der Mann und die Frau arbeiteten häufig zusammen und waren beide stärker in die Erziehung der Kinder eingebunden. Die Arbeit war nicht die Arbeit des Vaters, sondern der Familie. Mit der industriellen Revolution änderte sich dies und es kam zu einer viel deutlicheren Trennung von Familie und Beruf. Der Arbeitsplatz des Vaters wanderte aus dem häuslichen Umfeld in die Fabrik. Dies hatte einen entscheidenden Einfluss auf die Geschlechterrollen und veränderte sie nachhaltig. Dadurch wurden die Geschlechterrollen enger definiert, der Vater war für die Versorgung der Familie zuständig, die Mutter stärker für die Erziehung und für die häuslichen Tätigkeiten.
13. Menschen, die versuchen, die männlich-weibliche Geschlechterbinarität zu destabilisieren, berufen sich oft auf die Existenz der Intersexuellen. Inwiefern liefert der christliche Glauben Quellen, um das Phänomen des Intersex zu erklären?
Seit dem Sündenfall ist die Welt nicht mehr so, wie sie ursprünglich von Gott geschaffen wurde. Die Sünde, der Tod und Krankheiten zogen in die Welt ein. An verschiedenen Stellen ist in der Natur zu sehen, dass sie in Mitleidenschaft gezogen wurde. Durch Veränderungen am Erbgut und dergleichen kommt es immer wieder zu Fehlern und Missbildungen. In diese Kategorie sind auch intersexuelle Menschen einzuordnen, bei denen es den Ärzten biologisch schwer fällt, ein bestimmtes Geschlecht zuzuordnen. Dies ist allerdings kein Hinweis darauf, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt, sondern, dass die Welt seit dem Sündenfall in Mitleidenschaft gezogen wurde.
14. Der stärkste Zusammenhang sowohl mit Homosexualität als auch mit Transgenderismus besteht zum nonkonformen Geschlechterverhalten in der Kindheit. Inwiefern legt das eine sensible und mitfühlende Strategie im Umgang mit diesen Kindern nahe?
Nonkonformes Geschlechterverhalten bedeutet, dass die Kinder sich auf eine Weise verhalten, die für das andere Geschlecht klischeehaft typisch ist. Da ist z.B. ein Junge, der sich kaum für Sport und andere traditionelle Jungs-Aktivitäten interessiert, sondern sich lieber mit Poesie und Musik beschäftigt. Oder ein Mädchen, die Pfadfinderin ist, sich gerne im Freien aufhält, athletisch und mutig ist.
Ein Student von Nancy Pearcey sagte: „Die amerikanische Gesellschaft läuft Gefahr, etwas zu sexualisieren, das in Wirklichkeit nur aus Charakterzügen besteht – sie stecken Menschen aufgrund von nicht-sexuellen Eigenschaften und Verhaltensweisen in eine sexuelle Schublade.“ Dies gilt natürlich auf für die europäische Gesellschaft.
Für Eltern ist es notwendig, dass sie in solchen Fällen sehr weise und mitfühlend mit ihren Kindern umgehen und sie nicht mit Gewalt in das typische Jungen- oder Mädchenbild zwängen wollen. Eltern sollten ihren Kindern helfen ihre Persönlichkeit gemeinsam mit ihrem biologischen Geschlecht von Gott als Geschenk und Gabe anzunehmen. Gott hat uns Menschen mit einer großen Vielfalt geschaffen und dies ist eine gute Sache. Charakterzüge und biologisches Geschlecht sollten nicht miteinander vermischt werden.