Liebe deinen Körper: Kapitel 7

Dies ist eine Artikelserie zu dem Buch "Liebe deinen Körper" von Nancy Pearcey. In dieser Serie beantworte ich die Fragen, die im Anhang des Buches zu jedem Kapitel gestellt werden. Jedes Kapitel erhält einen eigenen Beitrag.

Das Thema des siebten Kapitels behandelt die Theorie des Gesellschaftsvertrags.

1. Was ist der Unterschied zwischen einem Vertrag und einem Bund? Worin besteht deiner Meinung nach für viele moderne Menschen der Reiz eines Vertrages? (Warum sollten sie beispielsweise die Ehe als Vertrag einem Bund vorziehen?)

Ein Vertrag legt die Bedingungen für einen bestimmten Austausch von Waren und Dienstleistungen fest. Bei einem Vertrag wird die Laufzeit bestimmt und Bedingungen definiert. Ein Vertrag kann gekündigt werden, wenn die vereinbarten Leistungen nicht mehr erbracht werden.

Ein Bund hingegen ist eine tiefere, persönliche Verpflichtung. In einem Bund (dem Verständnis der Bibel nach) werden keine Dienstleistungen vereinbart, sondern ein Status erworben. Als Ehemann oder Ehefrau, als Mutter oder Vater, oder als Kind Gottes. Mit einem Bund wird keine Produktlieferung vereinbart, man verpflichtet sich selbst. Der Bund ist nicht zeitlich begrenzt, sondern gilt bis zum Tod. Außerdem werden in einem Bund keine eigenen Bedingungen definiert, diese stehen schon fest, sie wurden von Gott definiert.

Der Reiz eines Vertrages ist für viele Menschen die Tatsache, dass sie jederzeit aussteigen können. Sie wollen flexibel sein und sich alles Optionen offenhalten. Wenn es nicht mehr passt, können ziemlich leicht auseinandergehen. Der expressive Individualismus ist heute prägend und vorherrschend. Hinzu kommt die Auffassung, dass die grundlegenden menschlichen Beziehungen nicht von Gott festgelegt wurden, sondern eine Erfindung des Menschen ist. Wenn Menschen dies erfunden haben, können Menschen es auch ändern. Alles ist im Fluss, die Postmoderne lässt grüßen.

2. Inwiefern wurde die Theorie des Gesellschaftsvertrages der Newtonschen Physik nachempfunden? Warum haben Sozialphilosophen sich bei ihrem Modell an der Physik orientiert?

Eine wichtige Erkenntnis der Newtonschen Physik ist die Darstellung der materiellen Welt als Atome, die unter dem Einfluss von Kräften der Anziehung und Abstoßung im leeren Raum hin- und herfliegen. Dieses Konzept wurde auf die soziale Welt angewandt. Die Zivilgesellschaft ist dabei eine Ansammlung menschlicher „Atome“, die in gesellschaftlichen Beziehungen zusammenkommen und sich verbinden.

Die Sozialphilosophen orientierten sich an der Newtonschen Physik, weil es ihnen die Möglichkeit gab ihre eigenen Weltanschauungen, befreit vom Ballast der Moral, Gesetzen, Bräuchen, Traditionen und der Religion, zu denken und zu konstruieren.

3. Die Theorie des Gesellschaftsvertrages ist die Quelle des klassischen Liberalismus. Beschreibe die Grundsätze der Theorie des Gesellschaftsvertrages.

Die Vertragstheoretiker stellten sich eine Zeit vor der Zivilisation vor, in der der Mensch in einem Naturzustand existierte. Dies war eine Zeit, in der es keine Ehe, keine Familie, keine Kirche, keinen Staat gab. Das einzige was existierte, waren bedingungslose, selbstbestimmte Individuen, die von purer Selbsterhaltung angetrieben wurden. Das waren die „Atome“, die vor allen gesellschaftlichen Institutionen existierten. Die gesellschaftlichen Beziehungen wurden dieser Theorie nach von den Menschen selbst erschaffen.

Welche Auswirkungen hat diese Theorie?

Zum Einen bedeutet dies, dass Beziehungen ursprünglich nicht Teil der menschlichen Natur waren, sondern von Menschen erschaffen wurden. Da es eine menschliche Erfindung ist, kann sie jederzeit verändert werden.

Zweitens wird nicht länger angenommen, dass gesellschaftliche Pflichten sich aus moralischen Prinzipien wie Gerechtigkeit oder Gemeinwohl ergeben. Entscheidend ist der Wille des Einzelnen, der sich dazu entscheidet, mit einem anderen eine Beziehung zu pflegen. Sie können auf bestimmte Rechte verzichten, wenn es ihren eigenen Interessen dient. Es geht also sehr stark um den Einzelnen und um seine Rechte, nicht mehr um die Gemeinschaft und das Große, Ganze.

Damit macht die Theorie des Gesellschaftsvertrags alle Beziehungen zu Verträgen. Der Grundgedanke ist, dass kein Mensch eine Verpflichtung haben kann, der er nicht zugestimmt hat. Der Vertrag wurde als die einzig geeignete Grundlage für eine freie Gesellschaft angesehen, da er auf Entscheidungsmöglichkeiten basiert und somit die ursprüngliche Selbstbestimmtheit bewahrt, die der Mensch im Naturzustand (frei von jeglicher Beziehung) genoss.

4. Warum sprachen die frühneuzeitlichen politischen Denker von einem so genannten »Naturzustand«? Inwiefern sollte dieser den Garten Eden ersetzen, und wie unterscheidet er sich von der biblischen Darstellung der Ursprünge der menschlichen Gesellschaft? Fasse zusammen, wie sich diese Unterschiede auf die Auffassung von der menschlichen Natur und von Beziehungen auswirken.

Sie stellten den „Naturzustand“ bewusst als Alternative zum Garten Eden hin. Damit erschufen sie ein neues Narrativ, einen eigenen Mythos, um eine Grundlage für ihre Erfindung zu haben.

Damit negierten sie die Tatsache, dass gesellschaftliche Strukturen von Gott in der Schöpfung angelegt wurden (wie Familie, Ehe, Staat) und vertraten dagegen die Sichtweise, dass diese Strukturen ein Produkt des menschlichen Willens sei. Das was hier geschieht ist Ausklammerung Gottes und die Erhebung des Menschen auf den Thron. Gott ist nicht mehr notwendig, der Mensch ist der Erschaffer seiner eigenen Beziehungen.

Was sind die Auswirkungen? Menschen können Beziehungen zu anderen wie einen Vertrag schließen und wieder auflösen. Das Verständnis von der Ehe „bis das der Tod euch scheidet“ ist heute kaum noch Grundlage. Das Wort „Lebensabschnittsgefährte“ bringt dies gut auf den Punkt. Die starke Zentrierung auf das Individuum (Mimesis und Poiesis) und auf die eigenen Wünsche ist ein Ergebnis dieser Philosophie. Letztlich hat diese vertragliche Sichtweise verheerende Folgen für die Ehe und Familie. Pearcey fasst die Folgen so zusammen:

Väter verlassen in schockierender Zahl ihre Familien; Millionen von Müttern töten ihre Kinder. Die überwiegende Mehrheit der Fälle von Kindesmissbrauch wird von genetisch nicht verwandten Männern begangen […]. Und wenn die Familienbande immer brüchiger werden, übernimmt zunehmend der Staat die Funktionen der Familie und wird immer mächtiger und repressiver. Vertragsdenken wurde zu einer ätzenden Säure, die organische und natürliche Gemeinschaften zersetzt.

5. Erläutere, wie die Theorie des Gesellschaftsvertrages die Einstellung der Menschen zu diesen Themen beeinflusst. Erkläre auch, wie du diese Einstellungen jeweils kritisieren würdest.

Abtreibung

Viele Argumente der Abtreibungsbefürworter basieren auf der Annahme, dass Individuen gegenüber anderen keine Verpflichtungen haben, es sei denn sie stimmen diesen zu. Babys werden als Eindringlinge wahrgenommen, welche in das Privateigentum der Mutter gelangt sind. Wenn dies den Frauen nicht passt, haben sie das Recht sich von dem Fötus zu befreien. Abtreibung wird als ein Akt der Selbstverteidigung gegen einen Eindringling angesehen.

Kritik: Die Behauptung, dass Menschen nur dann verpflichtet werden, wenn sie zustimmen, entspricht nicht den Tatsachen. Es gibt Verpflichtungen gegenüber biologischen Verwandten (neben den Kindern), die man sich nicht aussuchen kann, wie Eltern, Geschwister, Großeltern. Biologische Beziehungen gehen über bloße rationale Entscheidungen hinaus. Während der Schwangerschaft produziert z.B. der Körper der Mutter das Bindungshormon Oxytocin, welches die Mutter auf die enge Bindung an ihr Neugeborenes vorbereitet. Die Chemie des Körpers nimmt also auf die Beziehung zum Neugeborenen Einfluss, bei Vätern ist es übrigens ähnlich. Wenn sie zu dem Kind nach der Geburt Kontakt aufnehmen, bildet sich auch bei ihnen Oxytocin.

Außerdem spielt die biologische Verwandtschaft, die Menschen sich zu großen Teilen nicht aussuchen können, eine wesentliche Rolle für die Identität. Wenn diese Verwandtschaftsbeziehungen geleugnet werden, leugnet man damit ein Stück der eigenen Identität.

Ehe

Die Ehe wird nicht mehr als Bund, sondern als ein Vertrag mit begrenzter Haltbarkeit gesehen. Beide Personen bilden in der Ehe eine unabhängig handelnde Partei, die jeweils den eigenen Vorteil sucht. Die Ehe ist dafür da, um die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Häufig wird ein Ehevertrag aufgesetzt, welcher den vertraglichen Charakter noch stärker hervorhebt. Der Vertrag ist schon ein Ausdruck dessen, dass man mit allen Eventualitäten rechnet und dies vertraglich festhält.

Kritik: Gesellschaftswissenschaftliche Daten zeigen, dass diese Kultur tragische Folgen hat. Kinder unverheirateter oder geschiedener Eltern leiden viel häufiger unter emotionalen, gesundheitlichen und verhaltensbedingten Problemen. Sie sind anfälliger für Kriminalität, Armut, Depressionen, Selbstmord, Schulprobleme, uneheliche Schwangerschaften sowie Drogen- und Suchtproblemen. Die Abwesenheit von Vätern im Kindesalter hat Auswirkung auf die Hirnentwicklung dieser Kinder. In Studien wurde außerdem festgestellt, dass Kinder sich vor allem dann besonders gut entwickeln, wenn die biologischen Eltern zusammenleben. Die Wissenschaft bestätigt, dass die lebenslange monogame Ehe das beste Modell ist, damit sich Kinder gut entwickeln können.

Doch nicht nur Kinder leiden unter scheiternden Ehen, sondern auch Erwachsene. Statistisch ist ein klarer Trend erkennbar, dass sich Scheidungen eindeutig negativ auf Mann und Frau auswirken.

Gleichgeschlechtliche Ehe

Die Ehe wird auf eine rein emotionale Bindung degradiert. Es geht um einen Vertrag, bei dem Gefühle die Grundlage bilden und nicht ein Versprechen, Treue oder Beständigkeit. Damit geht letztlich die Exklusivität der Ehe verloren und genau dies ist auch das Ziel. Die Ehe soll letztlich abgeschafft werden, da sie nicht mehr notwendig ist und ein veraltetes Modell darstellt.

Kritik: Die meisten gleichgeschlechtlichen Paare wollen „offene“ Verbindungen, d.h. sie können auch gleichzeitig zu anderen Partnern eine Beziehung pflegen. Durch die Auflösung der Ehe werden die Beziehungen nicht fester, sondern immer ungebundener und die Menschen isolierter. Die Gemeinschaft wird nicht gestärkt und verbunden, sondern isoliert. Menschen werden einsamer und letztlich bekommt dann der Staat mehr Kontrolle über die Menschen, da sie nicht durch soziale Strukturen vor der Macht des Staates geschützt werden. Das isolierte Individuum ist leicht zu manipulieren und zu beherrschen.

Künstliche Reproduktion

Durch die künstliche Fortpflanzung können auch Eltern Kinder bekommen, bei denen der normale naturgegebene Weg nicht funktioniert. Doch es geht viel weiter. Wenn jemand heute ein Kind haben will, egal ob als Single oder in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung, dann kann er dies bekommen. Er erhält das Kind praktisch per Vertrag. Jedem wird das Recht dazu zugesprochen.

Kritik: Durch diese „Nutzung“ der künstliche Fortpflanzung wird die natürliche Bindung zwischen Eltern und Kind durch eine selbst gewählte ersetzt. Eine von der natürlichen Elternschaft entkoppelte künstliche Fortpflanzung trägt zu der entmenschlichenden Vorstellung bei, dass Kinder Waren sind – durch technische Verfahren für zahlende Kunden hergestellte Produkte. Wenn nun diese ungeborenen Babys eine Behinderung hatten, dann kam es immer wieder vor, dass die Leihmütter zur Abtreibung aufgefordert wurden, da die zahlenden Eltern der Meinung waren, dass ihr „Produkt sein Geld nicht wert ist“.

6. Fasse zusammen, wie das zweistöckige Weltbild mit seiner Herabsetzung der Biologie die Macht des Staates in Bezug auf Abtreibung, Euthanasie, Ehe, Geschlecht und Elternschaft ausweitet.

Durch die Herabsetzung der Biologie bekommt der Staat mehr Macht über die Ehe, Elternschaft, Geschlecht usw. Er entzieht die vom Schöpfer vorgegebene Ordnung, die sich durch die Biologie manifestiert und setzt seine eigene Definition in die Welt. Die Ehe wird neu definiert, das Geschlecht, die Sterbehilfe. Es ist nicht mehr von Bedeutung, welche Geschlechtsmerkmale ein Mensch hat. Er kann sein Geschlecht einfach umwandeln. Das Embryo ist noch kein Mensch und kann deshalb getötet werden. Die klassische Ehe hat kein Alleinstellungsmerkmal. Ja, letztlich wird der Mensch damit neu definiert. Wohin führt das alles? Die Probleme nehmen dadurch zu und der Staat greift noch stärker ein, um die Lage in den Griff zu bekommen.

7. Welche Rolle spielt die Dreieinigkeit für die christliche Gesellschaftstheorie? (Siehe auch die Abschnitte über die Dreieinigkeit in früheren Kapiteln des Buches.)

Die Dreieinigkeit zeigt uns, dass Gott sowohl Eins als auch Drei ist. Es geht sowohl um Einheit, als auch um Vielfalt. Die drei Personen sind individuell einzigartig, aber auch so vereint das es ein Gott ist. So ist auch jeder Mensch individuell, aber gleichzeitig auch für die Beziehung zu anderen geschaffen. Personsein ist nichts Isoliertes, sondern ein Beziehungskonzept. Wir sind nicht nur als Individuen, sondern auch in unseren Beziehungen im Ebenbild Gottes geschaffen. Der Genesis-Bericht macht deutlich, dass Beziehung für das Menschsein zentral sind. Gott sagt: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei (Gen. 2,18).

8. Erkläre, wie wir als Christen unsere biologische Natur als Geschenk Gottes annehmen können, ohne unsere Identität auf die biologische Ebene zu beschränken.

Gott hat uns als biologische Wesen geschaffen und die gesamte Schöpfung erhält das Prädikat „sehr gut“. Deshalb können wir die Biologie als Geschenk Gottes annehmen. Das Christentum reduziert den Menschen allerdings nicht auf seine Biologie, sondern beachtet auch die Beziehungen, die über die Biologie hinausgehen. Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Anrecht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben; die nicht aus dem Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind Joh. 1,12-13

Unsere vorrangige Identität als Christen bestimmt nicht mehr die Familie, sondern die Beziehung zu Gott. In Christus erhalten wir eine neue Identität, die Menschen miteinander vereint, die durch Herkunft, Geschlecht, Nationalität voneinander unterschieden werden. wo nicht Grieche noch Jude ist, weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit, [noch] Barbar, Skythe, Knecht, Freier – sondern alles und in allen Christus. Kol. 3,11 In Christus dürfen wir Kinder Gottes und Erben sein, wir haben eine gemeinsame Hoffnung, eine gemeinsame Zukunft, einen gemeinsamen Glauben und gehören alle zur Familie Gottes.

9. Viele Christen glauben, dass das biblische Argument gegen die homosexuelle Praxis auf einigen wenigen verstreuten Versen beruht. Wie würdest du begründen, dass es sich um eine ganze Weltanschauung handelt? (Verwende Material aus dem gesamten Kapitel, insbesondere von den Seiten 388-389 und 399-405.)

Die Vorstellung der Ehe im säkularen und christlichen Kontext unterscheidet sich grundlegend. Es geht um zwei unterschiedliche Weltanschauungen, mit einem anderen Menschenbild und einer anderen Sicht auf die Ehe.

Im säkularen Kontext ist der Mensch im Naturzustand frei von jeglicher Bindung, ein Atom, welches aus reinem Eigeninteresse eine Verbindung zu anderen Menschen eingeht. Der Mensch ist außerdem ein Produkt des Zufalls und der Schöpfer der Ehe. Die Ehe ist keine übergeordnete Ordnung, sondern ein Produkt des Menschen und kann damit auch nach gutdünken angepasst werden. Darauf baut dann die Theorie des Gesellschaftsvertrags auf, welche die Ehe als Vertrag und nicht als Bund sieht. Jeder kann sich sein Lebensskript so zusammenbasteln, wie es ihm gefällt. Jeder kann seine Beziehungen so aufbauen und wieder abbrechen, wie es ihm am besten passt. Diese Sicht geht davon aus, dass der Natur keine moralische Bedeutung zugrundeliegt. In der säkularen Weltsicht hat sich der Mensch auf den Thron Gottes gesetzt. Er bestimmt, er erschafft, er löst auf.

Die christliche Vorstellung unterscheidet sich davon grundlegend. Im christlichen Kontext sind Menschen im Ebenbild Gottes geschaffen, haben eine Würde und Zielrichtung. Gott hat den Menschen heilige Ordnungen gegeben, wie die Ehe und das Geschlecht, die kein Produkt des Menschen sind und damit vom Menschen auch nicht verändert werden sollten. Diese gottgegebenen Ordnungen sind Gottes gute Gaben für den Menschen und bilden den Raum, indem sich der Mensch am besten entfalten kann. Diese Ordnungen stellen Beziehungen dar, die auf das Gemeinwohl ausgerichtet sind. Wir Menschen waren im Naturzustand demnach nicht atomisierte Individuen, sondern von Anfang an auf Beziehung ausgerichtete Geschöpfe.

Wenn nun Menschen diese heiligen Ordnungen Gottes abreißen, so fügen sie sich selbst Schaden zu und die Situation endet im Desaster. Die Hochkulturen der Vergangenheit stellen dies eindrücklich unter Beweis. Es geht bei der Frage der gleichgeschlechtlichen Ehe also nicht um einige wenige Verse in der Bibel, sondern um eine grundsätzlich andere Weltanschauung, die Gott vollständig ausklammert und sich selbst als Schöpfer darstellt.

10. Warum sind Familien und Ortsgemeinden entscheidend, um konstruktiv auf das zu reagieren, was Alasdair Maclntyre »das neue Mittelalter« nennt? Welche praktischen Möglichkeiten haben sie?

Familien und Gemeinden haben die Möglichkeit Beziehungen und Gemeinschaften vorzuleben, so wie Gott sie eingerichtet hat und damit ein Stück seines Wesens widerzuspiegeln. Viele Menschen sind heute einsam oder haben den Zerbruch von Familien erlebt. Sie glauben, dass sie atomistische Individuen sind und dementsprechend sind ihre Beziehungen fragmentiert und brüchig. Sie sehnen sich nach erfüllenden Beziehungen und Gemeinschaften. Christen dürfen hier ihre Aufgabe als Salz und Licht wahrnehmen und liebevolle Beziehungen und Gemeinschaften vorleben und Verwundeten und Flüchtlingen der säkularen Moralrevolution dienen. Christliche Gastfreundschaft ist hier eine sehr wertvolle Möglichkeit, um hier eine Wirksamkeit zu entfalten.

In einem Gespräch geht es nicht darum aufzuzeigen, was man im Christentum alles nicht darf, sondern deutlich zu machen, welche positive Sicht das Christentum vom Körper, vom Menschen und den Beziehungen hat. Viele haben eine negative Sicht des Christentums, mit angeblich engen und lieblosen Moralvorstellungen. Diese Sicht gilt es zu korrigieren und aufzuzeigen, dass sich stattdessen die säkulare Weltanschauung als zerstörend erweist und den Körper und die Beziehungen abwertet.