In dem berühmten Abschnitt aus Röm. 3,21-31 bespricht Paulus das Thema Glaube und Rechtfertigung. Er macht unmissverständlich klar, dass wir Menschen durch unsere eigenen Anstrengungen nicht vor Gott gerechtfertigt werden können. Die Rechtfertigung ist nur im Glauben an eine Person möglich: Jesus Christus.
Ich möchte hier nicht im Detail auf diesen Abschnitt eingehen, sondern nur einen Punkt kurz ausführen. Manche Christen vertreten die Ansicht, dass der Glaube ein Geschenk Gottes ist, d.h. dass Gott ihnen den Glauben gegeben hat, da sie von sich aus nicht glauben können. Mir scheint, dass dieser Text dieser Ansicht recht deutlich widerspricht. Paulus schreibt hier tatsächlich von einem Geschenk, allerdings nicht in Bezug auf den Glauben, sondern auf die Rechtfertigung „sodass sie ohne Verdienst gerechtfertigt werden“ (V. 24a) Im Grundtext steht bei „ohne Verdienst“ dōrean und kann auch mit „geschenkweise“ wiedergegeben werden. Dementsprechend übersetzt Herbert Jantzen: sie werden geschenkweise gerechtfertigt durch seine Gnade. Auch in Römer 5 ab Vers 15 greift Paulus das Thema der Rechtfertigung erneut auf und spricht dort von einem Geschenk oder einer Gnadengabe.
Interessant ist hierbei, dass dieser Text sowohl die Rechtfertigung, als auch den Glauben behandelt, aber nur bei der Rechtfertigung von einem Geschenk spricht. Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen schreibt der Apostel in 4,3: „Denn was sagt die Schrift? »Abraham aber glaubte Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet«“ Hier steht nicht: „Gott schenkte Abraham den Glauben und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet“, sondern: „Abraham aber glaubte Gott“. Das war die Verantwortung Abrahams. Gott hatte gesprochen, Gott hatte ihm eine Verheißung gegeben und Abraham reagierte im Glauben darauf. Der Glaube ist kein Geschenk Gottes, sondern die Reaktion des Menschen auf das Angebot Gottes.
