Notizen zum Römerbrief (2)

Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht

Römer 1,16

Das frohmachende Evangelium

In V.15 hatte Paulus den Römern mitgeteilt, dass er ihnen gerne das Evangelium verkündigen möchte. Er sprach in dem vorherigen Abschnitt von seinem Wunsch, die Christen in Rom zu besuchen, doch bisher wurde er verhindert. Doch wenn er die Möglichkeit erhalten sollte, dann wollte er gerne die frohe Botschaft von Jesus Christus weiter sagen.

Das ist der Gedankengang vor dem oben zitierten Vers und ich habe diesen kurz skizziert, da unser Text mit dem Wort „denn“ beginnt. Damit liefert Paulus einen Grund für das vorher Gesagte. Er will ihnen das Evangelium verkünden, weil er dazu Freimut hat und es ihm eine Freude ist. Er schämt sich nicht für das Evangelium. Was bedeutet es, sich zu schämen? Sich zu schämen bedeutet, ein unangenehmes Gefühl der Verlegenheit, Schuld oder Minderwertigkeit zu empfinden. Es tritt z.B. auf, wenn man befürchtet, von anderen eine negative Reaktion zu erhalten. Paulus macht hier deutlich, dass er dieses unangenehme Gefühl nicht hat, wenn es um das Evangelium geht. Er fürchtet die Reaktion der Zuhörer nicht, stattdessen freut er sich und hat bei der Verkündigung des Evangeliums Freimut.

Damit spricht Paulus einen wichtigen Punkt an, der bei der Verkündigung des Evangelium häufig ein Problem ist. Sicherlich kennen wir dieses Gefühl der Scham, wenn es darum geht das Evangelium weiter zu sagen. „Was werden die anderen Leute denken?“ „Wie werden sie darauf reagieren?“ „Sie werden mich nicht ernst nehmen und für hinterwäldlerisch halten!“. Solche und andere Gedanken können uns hemmen. In unserer Gesellschaft wird die Toleranz heute großgeschrieben. Jeder soll mit seiner eigenen Ansicht stehen gelassen werden. Das Evangelium hingegen konfrontiert und polarisiert. Es erhebt den Anspruch absolute Wahrheit zu sein. Wir wollen niemanden vor den Kopf stoßen und so schweigen wir lieber. Die Scham ist wahrscheinlich die häufigste Ursache dafür, dass wir das Evangelium nicht weitersagen.

Paulus sagt hier: „Ich schäme mich nicht!“ Der Apostel hätte auch genügend Gründe finden können, um sich zu schämen. Ja, sein enger Mitarbeiter Timotheus hatte hier ein größeres Problem. Paulus schreibt an ihn: „So schäme dich nun nicht des Zeugnisses von unserem Herrn“ (2. Tim. 1,8). Wie kam aber nun Paulus dazu, dass er mit solch eine Freimut im Bezug auf das Evangelium auftreten konnte? Hat er sich besonders angestrengt und sich immer wieder eingeredet, dass er sich nicht schämen darf? Manche Christen scheinen die Aussage des Paulus so zu verstehen. Sie strengen sich an und versuchen irgendwie ihre Scham loszuwerden. Sie versuchen sich selbst einzureden, dass sie sich nicht schämen dürfen und werden nur noch starrer.

Paulus hatte solch einen Freimut, weil er vom Evangelium erfüllt war. Er hatte das Evangelium nicht nur oberflächlich verstanden und aufgenommen, sondern hatte ein tiefes Verständnis davon. Das erfüllte ihn mit großer Freude. Dieses Wissen um die Errettung durch Christus und die unverdiente Gnade erfüllten sein Herz. Er war von dieser wunderbaren Botschaft und der Liebe zu Jesus so voll, dass er nicht anders konnte, als sie weiter zu sagen. Er sah die Schönheit Jesu und die Herrlichkeit der Botschaft so klar, dass von Scham einfach keine Rede sein konnte. Paulus musste sich dafür nicht besonders anstrengen, es kam aus seinem Inneren heraus.

Wie können wir unsere Scham loswerden? Durch ein tieferes Verständnis des Evangeliums. Je mehr wir die Gnade und Liebe Jesu erkennen, desto froher und freimütiger werden wir. Die Scham wird dann weichen und wir können dann mit Paulus sagen: „Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht“

Hier ist einer der Gründe, weshalb wir als Christen immer tiefer in das Verständnis des Evangeliums eindringen sollten: Es befreit uns von unserer falschen Scham und macht uns freimütig.