Mirjam aber und Aaron redeten gegen Mose wegen der kuschitischen Frau, die er genommen hatte; denn er hatte eine Kuschitin zur Frau genommen. Und sie sprachen: Redet denn der HERR allein zu Mose? Redet er nicht auch zu uns? Und der HERR hörte es. Aber Mose war ein sehr sanftmütiger Mann, sanftmütiger als alle Menschen auf Erden.
4. Mose 12,1-3
Und Aaron sprach zu Mose: Ach, mein Herr, lege die Sünde nicht auf uns, denn wir haben töricht gehandelt und uns versündigt. Lass diese doch nicht sein wie ein totes Kind, das aus dem Leib seiner Mutter kommt, und dessen Fleisch schon halb verwest ist! Mose aber schrie zu dem HERRN und sprach: Ach Gott, heile sie doch!
4. Mose 12,11-13
Angriffe, Infragestellung und destruktive Kritik sind Handlungen, mit denen ein Führer rechnen muss. Es wird immer wieder Menschen geben, die bspw. unzufrieden oder neidisch sind und deshalb gegen einen Leiter vorgehen oder ihn in Frage stellen. (Es kann durchaus berechtigte Gründe geben, einen Leiter zu hinterfragen. In diesem Beitrag konzentriere ich mich allerdings auf eine falsche Art des Umgangs mit einer Führungsperson und der richtigen Reaktion darauf).
In diesem Text treten die Geschwister von Mose, Mirjam und Aaron gegen ihren Bruder auf. Sie hinterfragen seine Position. Ihre Frage kann in etwa so wiedergegeben werden: „Ist Mose denn etwa etwas Besseres als wir? Gott redet doch nicht nur zu Mose, er redet doch auch zu uns! Wir stehen mit Mose auf einer Stufe!“ Ihre Kritik an Mose war eindeutig negativ. Das zeigt der weitere Verlauf der Geschichte. Gott verurteilte das Verhalten der Geschwister und bestrafte Mirjam.
Wie ging nun Mose mit diesem Angriff um? Mose reagierte nicht mit einem Gegenangriff. Er wurde nicht zornig oder bitter, er beleidigte sich auch nicht, sondern blieb einfach ruhig. Deshalb steht an dieser Stelle, dass Mose ein sehr sanftmütiger Mann war. Er nahm sich selbst nicht so wichtig und hatte keine überzogene Meinungen von sich selbst. Er ordnete das Verhalten seiner Geschwister auch nicht als Majestätsbeleidigung ein. Mose war auf seine Position nicht stolz, seine Identität hing nicht daran, deshalb reagierte er hier so vorbildlich und wird als sanftmütiger Mann beschrieben. Gott war es, der sich für Mose einsetzte und das unrechtmäßige Verhalten der beiden Geschwister zur Sprache brachte. Moses richtiger Umgang mit der Situation wird auch darin deutlich, wie er auf die Bitte Aarons reagierte. Er betete zu Gott für seine Schwester und bat um Heilung. Das zeigt, dass er in sich keine Bitterkeit und auch keine Beleidigung nährte. Er ging in sehr positiver weise mit der Situation um.
Solche Situationen, wie hier beschrieben, sind für Führungspersonen ziemlich herausfordernd. Angriffe auf persönlicher Ebene oder destruktive Kritik können den Leiter schwer treffen. Sie können eine ganze Reihe von negativen Reaktionen auslösen. Niedergeschlagenheit, Bitterkeit, Zorn, Hass, Rachesucht, Depressionen. Nichts davon ist bei Mose zu sehen. Es machte ihn sicher traurig, dass seine Geschwister so sprachen, doch nahm er es ihnen nicht übel. Er wusste, dass er sich nicht selbst zum Führer eingesetzt hatte. Gott hatte es getan und Ihm vertraute er. Er überließ es Gott, für ihn zu kämpfen. Er verzichtete darauf, an seinen Geschwistern ein Exempel zu statuieren um allen zu beweisen, dass er der starke Führer war. Er schmiedete auch keine Pläne, wie er Aaron und Mirjam nun loswerden konnte und überlegte sich auch keine politischen Schachzüge, er blieb ruhig und überließ Gott die Reaktion. Gleichzeitig zeigte er seinen Geschwistern weiterhin Wertschätzung. Das ist für Führungskräfte eine herausfordernde Lektion: So wie Mose auf Angriffe zu reagieren.