In der Grundschule wird den Kindern u.a. das Alphabet und das Einmaleins beigebracht. Es handelt sich hier um ganz grundlegende Kenntnisse, welche die Basis für das weitere Lernen bilden. Möglicherweise hast du vom Evangelium eine vergleichbare Vorstellung. Es ist für die Ungläubigen oder für Neubekehrte, also sozusagen für die Grundschüler des christlichen Glauben. Sie brauchen diese Botschaft, weil es sich hier um die fundamentalen Wahrheiten des christlichen Glauben handelt. Das ist ohne Zweifel richtig. Im Evangelium werden die grundlegenden und entscheidenden Wahrheiten des christlichen Glaubens vermittelt. Und doch ist das Evangelium mehr als ein Einmaleins des christlichen Glaubens. Über das Alphabet oder das Einmaleins brauchst du, wenn du es einmal verstanden hast, nicht mehr groß nachdenken. Beim Evangelium ist es anders. Es ist das gesamte Christenleben hindurch von äußerster Wichtigkeit. Dies möchte ich anhand von 1. Kortinher 15,1-4 dargelegen.
Ich erinnere euch aber, ihr Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, durch das ihr auch gerettet werdet, wenn ihr an dem Wort festhaltet, das ich euch verkündigt habe — es sei denn, daß ihr vergeblich geglaubt hättet. Denn ich habe euch zu allererst das überliefert, was ich auch empfangen habe, nämlich daß Christus für unsere Sünden gestorben ist, nach den Schriften, und daß er begraben worden ist und daß er auferstanden ist am dritten Tag, nach den Schriften,
1. Kortinher 15,1-4
Einführung in den Text
Dieser Text ist die Einleitung in das berühmte fünfzehnte Kapitel des 1. Korintherbriefes. Paulus greift hier, nachdem er in Kap. 14 über die Geisteswirkungen wie Weissagen und das Reden in Sprachen geschrieben und auf die Ordnungen in den Gemeindezusammenkünften hingewiesen hat, in Kap. 15 nun das Thema der Auferstehung Jesu auf. Anlass dafür ist die Behauptung einiger Korinther, dass es keine Auferstehung der Toten gibt (15,12). Der Apostel zeigt der Gemeinde in diesem Kapitel auf, was die Konsequenzen dieser Lehre wären und das dies eine falsche Lehre ist. Er macht im Verlauf des Kapitels außerdem deutlich, dass die Auferstehung Jesu für jeden Christen bedeutsam ist, da auch sie einst auferstehen werden und verwandelt werden, wie es bei Jesus der Fall war.
Er beginnt seine Ausführungen damit, dass er die Korinther an das Evangelium erinnert (15,1). Er zeigt der Gemeinde in diesen ersten Versen auf, was das Evangelium ist, welche Bedeutung es hat und welche Wirkung es in ihnen entfaltet. Warum macht er das, wenn sein eigentliches Thema die Auferstehung Jesu ist? Der Grund dafür ist, dass die Auferstehung Teil des Evangeliums ist und mit der Ablehnung der Auferstehung das Evangelium ebenfalls abgelehnt wird. Die ersten Verse zeigen allerdings auf, dass die Korinther in dieser Botschaft fest stehen. Es ist ihre Grundlage, es ist ihr Fundament. Wenn nun die Auferstehungsleugner ihre Lehre verbreiten, so ziehen sie den Christen den Boden unter den Füßen weg. Paulus Argument in den ersten Versen ist nämlich, dass das Evangelium für die Christen eine große Bedeutung hat. In diesem Artikel soll das Argument nun näher untersucht und anschließend Schlussfolgerungen für uns Christen gezogen werden.
Was ist das Evangelium?
Bevor die Bedeutung des Evangeliums für die Christen näher untersucht wird, soll zunächst geklärt werden, was das Evangelium überhaupt ist. Der erste wesentliche Aspekt ist, dass das Evangelium eine Nachricht oder Botschaft ist. Das ist zum einen an dem griechischen Wort erkennbar, das ins deutsche übersetzt „gute/erfreuliche Botschaft“ lautet. Weiter verwendet Paulus in den ersten beiden Versen das Wort „verkündigt“ und bringt damit zu Ausdruck, dass er den Korinthern eine Botschaft weiter gegeben hat, nämlich die gute Botschaft. Was ist nun der Inhalt dieser Botschaft? Der Text gibt darauf in V. 3b-4 eine Antwort. Der Apostel gibt hier den auf das wesentliche komprimierten Inhalt dieser Botschaft wieder. Christus ist für unsere Sünden gestorben, er wurde begraben und ist auferstanden. Dadurch ermöglicht Er die Versöhnung mit Gott. Wenn Jesus für unsere Sünden gestorben ist, so sagt Paulus damit indirekt aus, dass wir Menschen Sünder sind. Sünde trennt uns Menschen von Gott und wir sind nicht in der Lage, mit eigener Kraft diesen Zustand der Trennung zu überwinden. Christus ist deshalb für unsere Sünden gestorben, damit wir von unserer Sünde frei werden und mit Gott in eine innige, liebevolle Beziehung treten können. Durch die Auferstehung hat Gott Jesus beglaubigt sodass es nun keine Zweifel daran gibt, dass Er tatsächlich der Sohn Gottes ist. In dieser Botschaft geht es also um Jesus Christus, Er steht im Mittelpunkt. Wenn also das Evangelium verkündigt wird, wird Jesus verkündigt. Wenn vom Evangelium gesprochen wird, wird vor allem von Jesus Christus gesprochen. V. 12 bestätigt das: „Wenn aber Christus verkündigt wird“. Das Evangelium ist demnach die gute Botschaft Gottes an alle Menschen, in der sein Sohn im Zentrum steht, der für die Sünden aller Menschen starb und danach auferstand und so den Weg zu Gott frei gemacht hat. Das ist natürlich keine umfassende Definition des Evangeliums, sondern nur eine auf die Aussagen in diesem Text aufbauende. Das Evangelium ist sehr gehaltvoll und hat viele verschiedene Facetten, für unser Thema begnüge ich mich allerdings (so wie Paulus es in diesem Abschnitt auch macht) mit der oben erfolgten zusammengefassten Wiedergabe dieser frohen Botschaft.
Die Erinnerung an das Evangelium
Nachdem wir im Kern geklärt haben was das Evangelium ist, möchte ich nun auf einige Aspekte in diesem Text eingehen, welche die Bedeutung des Evangeliums für Christen deutlich machen. Der erste Aspekt findet sich direkt am Anfang des ersten Verses. Paulus erinnert die Korinther an das Evangelium. Diese Botschaft haben die Korinther schon gehört, sie sind durch diese Botschaft zum Glauben gekommen, sie kennen diese Botschaft. Diese frohe Nachricht ruft der Apostel der Gemeinde hier erneut ins Gedächtnis. Ihm ist es wichtig, das sie im Blick auf die vorhandenen Irrlehren das Evangelium, ja Jesus Christus vor Augen haben, denn dann können sie die rechte von der falschen Lehre unterscheiden. Die Korinther sollen außerdem deutlich sehen wie weitreichend die Ablehnung der Auferstehung sich auswirkt: Dem Glauben an Jesus Christus wird die Grundlage entzogen. Denn wenn Er nicht auferstanden ist, dann ist Er auch nicht der Sohn Gottes! Wenn Er nicht der Sohn Gottes ist, dann war sein Tod am Kreuz ebenfalls vergeblich! Es gibt also keinen Grund an Ihn zu glauben.
Das Evangelium, welches Paulus der Gemeinde verkündigt hat, was die Grundlage ihres Glaubens ist, wird hier also angegriffen! Damit wird Jesus selbst angegriffen, der im Mittelpunkt der guten Botschaft steht. Dies ist ein Muster, welches in jeder Irrlehre zu finden ist. Der Angriff erfolgt direkt oder indirekt immer auf das Evangelium und damit auf den Herrn Jesus selbst. Denn wenn das Fundament und der Mörtel des christlichen Glaubens bröckelt, stürzt irgendwann das gesamte Gebäude zusammen. Das weiß der Feind sehr wohl und deshalb greift er genau an diesem Punkt an. Paulus ist sich dieser Tatsachen bewusst und deshalb ist es ihm hier so wichtig den Lesern das Evangelium neu ins Gedächtnis zu rufen.
Wir können also festhalten: Es ist für dich wichtig, dass Evangelium in Erinnerung zu rufen und darüber nachzudenken, denn dann kannst du Irrlehren erkennen. Du kannst Falschgeld dann besonders gut erkennen, wenn du das echte Geld gut kennst. Erinnere dich also immer wieder an Jesus Christus, denk immer wieder über Ihn und sein Werk nach! Timotheus wurde dazu von Paulus in 2. Tim. 2,8 ebenfalls aufgerufen: Halte im Gedächtnis Jesus Christus, aus dem Samen David, der aus den Toten auferstanden ist nach meinem Evangelium. Auch Timotheus hatte es mit Irrlehrern zu tun, die Jesus und sein Werk schmälern wollten und so forderte der Apostel ihn auf, Jesus Christus im Gedächtnis zu halten.
Im nächsten Beitrag erscheint Teil 2 des Artikels.