Notizen zur Apostelgeschichte (39)


Denn das weiß ich, dass nach meinem Abschied räuberische Wölfe zu euch hineinkommen werden, die die Herde nicht schonen; und aus eurer eigenen Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen in ihre Gefolgschaft.

Apostelgeschichte 20,29-30

Paulus spricht hier über zwei Gefahren für die Gemeinde in Ephesus. Die Gefahr droht zum Einen von Außen, zum Zweiten aber auch von Innen. Es geht um falsche Lehrer, die in der Gemeinde für Unruhe und Verluste sorgen. Sie sind wie Wölfe, die in einer Schafherde großes Unheil anrichten. So „reißen“ auch diese Irrlehrer Schafe aus der Gemeinde Jesu und können so einen beträchtlichen Schaden verursachen.

Ein Problem in der Gemeinde kann nun sein, dass man sich verstärkt auf die Gefahr von außen konzentriert. Es wird häufig über „Verweltlichung“ gesprochen und davor gewarnt. Dies ist auch tatsächlich wichtig, weil es mehr als genug Angriffe gibt, die von außen kommen. Was ist aber mit der Gefahr, die aus den eigenen Reihen kommt? Was ist mit den Wölfen in Schafspelzen, die in der Gemeinde unterwegs sind? Diese bilden für Christen ebenfalls eine große Gefahr, da sie ihr Werk verdeckt verrichten und eher unterschätzt werden.

Es können Lehrer sein, die sehr viel Gutes und Richtiges sagen, aber bei entscheidenden Punkten eine falsche Lehre verbreiten. Sie verkünden ein falsches Evangelium, indem sie bspw. die Gerechtigkeit durch Werke verkünden. Es geht in ihrer Lehre viel um Ethik, aber kaum um Jesus Christus und sein Heil. Der Imperativ wird betont, ohne vorher den Indikativ dargelegt zu haben. Es kann natürlich auch genau andersherum sein, die Erlösung in Jesus Christus wird sehr stark betont, ohne auf die Ethik einzugehen. Auch das ist ein falsches Evangelium.

Herbert Jantzen sprach mal davon, dass die Schwierigkeit des Erkennens von Irrlehrern darin besteht, dass 95% von dem was sie sagen der Wahrheit entspricht und „nur“ die restlichen 5% falsch sind. Diese 5% haben es aber dann in sich und verdrehen die Wahrheit an entscheidenden Stellen. In den meisten Fällen ist eine Irrlehre an ihrer Christusverkündigung zu erkennen. Das NT ist voll von solchen Beispielen. In Galatien z.B. verkündeten die Judaisten „Christus+“. Sie sagten in etwa: „Ja, du brauchst Jesus Christus, um errettet zu werden, doch das reicht nicht aus! Du musst dich außerdem noch beschneiden lassen.“ Damit nahmen sie dem Werk Jesu die Kraft und verkündeten eine falsche Lehre. In den Pastoralbriefen (1. und 2. Timotheus, Titus) spricht Paulus immer wieder von der gesunden Lehre, die im Gegensatz zur falschen Lehre steht. Die gesunde Lehre ist das Evangelium und bildet somit die rechte Verkündigung von Jesus Christus.

Es gilt sich also nicht die Gefahr von außen zu sehen und zu bekämpfen, sondern auch falschen Brüder in den eigenen Reihen zu erkennen. Paulus sensibilisierte die Ältesten dafür, dass sie ihre Aufmerksamkeit sowohl nach Innen, als auch nach Außen richten.