Liebe deinen Körper: Kapitel 1

Dies ist eine Artikelserie zu dem Buch "Liebe deinen Körper" von Nancy Pearcey. In dieser Serie beantworte ich die Fragen, die im Anhang des Buches zu jedem Kapitel gestellt werden. Jedes Kapitel erhält einen eigenen Beitrag.

Kapitel 1 behandelt die wesentlichen Themen des Buches im Überblick.

1. Erkläre die Personschafts-Theorie. Inwiefern ist sie eine Ausgestaltung des Tatsachen-Werte-Verhältnisses? Inwiefern drückt sie eine Geringschätzung menschlichen Lebens und des Körpers aus?

Bei der Personschafts-Theorie wird zwischen Körper/biologischem Leben und Person getrennt. Das biologische Leben ist im „unteren Stockwerk angesiedelt, das Personsein im „oberen Stockwerk“. Der Körper ist „nur“ ein biologischer Organismus, wohingegen die Person einen rechtlichen und moralischen Stand hat. Die Person wird bei diesem Konzept vom Körper künstlich abgetrennt und der Körper damit abgewertet. Während der Schwangerschaft ist der Fötus „nur“ ein Körper und kann deshalb bedenkenlos getötet werden. Das menschliche Leben ist damit an sich nicht viel wert und wird erst durch das Personsein aufgewertet. Ungeborenes Leben oder schwer behinderte Menschen können demnach bedenkenlos getötet werden.

2. Definiere eine teleologische Sicht der Natur. Welche Belege für eine teleologische Sicht ergeben sich aus der Biologie und aus dem physikalischen Kosmos?

Teleologisch bedeutet zielgerichtet. Die Natur ist zielgerichtet von Gott dem Schöpfer erschaffen worden. Sie ist kein Produkt des Zufalls. Augen sind zum sehen da, Flügel zum Fliegen usw. Alle Glieder sind zu einem bestimmten Zweck erschaffen worden. Einer der gewichtigsten Argumente für Teleologie in der Natur ist die DNA und die darin gespeicherte Erbinformation. Sie setzt einen intelligenten Urheber voraus, der einen Willen hat, Pläne ausführen und zielgerichtet handeln kann. Im Kosmos zeigt sich Teleologie in der Feinabstimmung des Universums. Die grundlegenden Konstanten des Universums sind derart fein aufeinander abgestimmt, dass sie so das Leben ermöglichen. Würde nur einer der Werte abweichen, wäre kein Leben möglich.

3. Inwiefern bot der Darwinismus eine Alternative zu einem teleologischen Naturbild? Wie wirkte sich das nicht nur auf das wissenschaftliche, sondern auch auf das moralische Denken aus?

Darwin behauptete, dass Lebewesen zwar teleologisch erscheinen, tatsächlich aber nur das Produkt blinder, ungerichteter Kräfte seien. Mutation und Selektion waren die zufälligen „Schöpfer“ von allem. Wenn alles ein Produkt des Zufalls ist, existiert kein Gott und auch keine moralischen Standards. Die Welt ist somit ein neutraler Raum, in der der Mensch seinen Willen tun kann, so wie es ihm passt. Er muss sich vor keiner höheren Instanz verantworten. So können Menschen mit ihren Körpern so umgehen, wie es ihnen passt und gefällt. Der Körper wird letztlich auf einen Klumpen Materie reduziert, den man so wie jeden anderen Rohstoff manipulieren und anpassen kann.

4. Erkläre kurz, inwiefern der Dualismus zwischen Körper und Person in den gängigsten Argumenten zu diesem Thema steckt:

  • Abtreibung
  • Euthanasie
  • Sexueller Hedonismus
  • Homosexualität
  • Transsexualität oder Transgenderismus

Abtreibung

Solange das Ungeborene nicht zur Welt gekommen ist, ist es noch keine Person und kann deshalb getötet oder für Experimente verwendet werden. Erst nach der Geburt wird der Mensch auch zu einer Person, welche die Fähigkeit für Bewusstsein, Selbsterkenntnis und Selbstbestimmtheit hat.

Euthanasie

Hier erfolgt letztlich die gleiche Argumentation wie bei der Abtreibung. Menschen mit geistiger Behinderung oder von medizinischen Geräten Abhängige werden nicht mehr als Person gesehen. Sie können sich bspw. nicht artikulieren und ihren Willen zum Ausdruck bringen und deshalb können sie problemlos getötet werden, indem man ihnen die Nahrungszufuhr abstellt.

Sexueller Hedonismus

Sex wird hier als Austausch körperlicher Dienstleistungen angesehen, die allein der körperlichen Befriedigung dient. Beziehungen, Gefühle und Bindungen werden vollständig ausgeklammert. Der Sex wird auf die rein physische Ebene reduziert und die Emotionen komplett ausgeklammert.

Homosexualität

Der Körper und das Geschlecht zählen nicht und sind nicht entscheidend. Entscheidend ist das Gefühl und die eigenen Wünsche. Der Körper muss sich diesen Wünschen fügen. Der Körper gibt diesem Denken entsprechend, dem Menschen keinen Hinweis auf seine Identität.

Transsexualität oder Transgenderismus

Die Gender-Ideologen behaupten, dass das Geschlecht vom Körper unabhängig ist. Die körperliche Beschaffenheit ist nicht aussagekräftig, entscheidend sind auch hier die eigenen Gefühle.

5. Erkläre, inwiefern die Bibel die Wertschätzung des Körpers lehrt. Stelle die biblische Sichtweise der gnostischen gegenüber.

Gott schuf den Menschen nicht nur als Geist, sondern gab ihm einen Körper. Gott hatte alles sehr gut geschaffen, also auch den Körper. Die Schrift behandelt den Geist und den Körper als zwei Seiten einer Medaille. In den Psalmen wird dies bspw. durch den Parallelismus deutlich. Bsp:

„Es dürstet nach dir meine Seele, nach dir schmachtet mein Fleisch.“ Ps. 63,1

Die Gnostiker nahmen die gleiche Trennung vor, die auch heute erfolgt. Der Geist war für sie erstrebenswert und gut, der Körper galt als verdorben und minderwertig. Die Schöpfung war ihrer Ansicht nach eine Art Sturz der Seele aus der geistigen Welt in das verdorbene materielle Reich.

Dies widerspricht dem Menschenbild der Bibel komplett. Dort bilden Seele und Körper eine Einheit, die Gott gut geschaffen hatte. Gott nahm von der Erde und formte daraus den Menschen und nannte ihn sehr gut. Er machte ihn außerdem nach seinem Ebenbild und diese Tatsache drückt für den Menschen als ganzes eine besondere Wertschätzung aus. Es hebt ihn aus allem Geschaffenem heraus und stellt ihn als besonders hin.

6. Welche Auswirkungen hat die Inkarnation auf unser Bild vom Körper? Wie wirkt sich die leibliche Auferstehung Christi aus? Welche Bedeutung hat die oft übersehene Himmelfahrt?

Gott wurde Mensch und nahm den Körper eines Menschen an. Damit zeigt Gott, dass er den Körper nicht geringschätzt oder gar ablehnt, sondern positiv sieht. Durch den Tod am Kreuz könnten einige meinen, dass Jesus sich damit vom irdischen Leib „befreit“ hat, doch das Gegenteil ist der Fall. Er stand vom Tode mit einem neuen Körper auf und fuhr mit diesem Körper in den Himmel auf. Jesus ist mit diesem neuen Körper in der Ewigkeit. Diese Aspekte zeigen alle, wie Gott dem Körper positiv gegenüber steht.

7. Warum weinte Jesus am Grab des Lazarus? Inwiefern veranschaulicht dieses Ereignis die biblische Antwort auf das Problem des Bösen?

Jesus weint am Grab, weil der „Leib auseinandergerissen“ war. D.h. der Geist war vom Körper getrennt, die Einheit die von Gott gut geschaffen war, wurde durch den Tod gewaltsam getrennt. Der Grund für den Tod ist die Sünde, es ist das Böse was herrscht. Das Böse kam wie eine Invasion in diese Welt und trennt die Einheit. Doch in der neuen Welt werden alle Kinder Gottes einen neuen Körper haben. Die Einheit wird wiederhergestellt, die neue Erde wird physisch sein.

8. Was meint das Neue Testament, wenn es sagt, dass unser Bürgerrecht im Himmel ist? Worin unterscheidet sich die wirkliche Bedeutung dieser Verse von ihrer üblichen Interpretation?

Es geht darum, als Bürger des Himmels diese Erde mit der himmlischen Kultur zu durchdringen. Paulus schrieb diesen Gedanken an die Philipper. Philippi war eine römische Kolonie und die römischen Bürger in dieser Stadt hatten die Aufgabe, die Gegend mit der römischen Kultur zu durchdringen und zu beeinflussen. Die christliche Lehre ist keine Jenseitsvertröstung, sondern bewirkt bereits im Diesseits Veränderungen. Die übliche Interpretation ist, dass Christen als Bürger des Himmels sich auf das Himmlische ausrichten sollen. Sie setzten sich auf dieser Erde nicht besonders ein, sondern warten im Grunde darauf einst im Himmel zu sein. Das Credo lautet in etwa: „Das Irdische ist eh nicht so wichtig, wir werden ja bald im Himmel sein!“

9. Was ist Askese? Welche Antwort gab Paulus darauf? Ist Askese deiner eigenen Erfahrung nach etwas heute allgemein Übliches?

Askese ist der Versuch, Heiligkeit durch Verzicht zu erreichen. Körperliche Entbehrungen, Fasten, Armut, Einsamkeit, farblose Kleidung, der Verzicht auf Ehe und Familie usw. Paulus nennt sie Gebote und Lehren von Menschen, die einen Schein von Weisheit haben, in Wahrheit aber nur zur Befriedigung des Leibes dienen.

Heute steht Askese nicht besonders hoch im Kurs. Menschen wollen das Leben genießen und es sich gut gehen lassen.

10. Erkläre die Spaltung in heilig und säkular. Warum ist sie ein Problem? Wie würdest du auf Grundlage des Textes argumentieren, dass sie nicht biblisch ist?

Im „heiligen“ Stockwerk ist das geistliche Leben angesiedelt, der Dienst in der Gemeinde, die Gemeinschaft mit Gott usw. Im „säkularen“ Erdgeschoss ist der Leib zu finden, die Arbeit, der Verstand, das alltägliche Leben. Das christliche Leben wird von dem „normalen“ Leben abgekoppelt und findet zugespitzt nur noch am Sonntag statt. Das Problem dabei ist, dass es die ganzheitliche Sicht Gottes auf das Leben auseinanderzieht und eine Trennung einfügt, wo Gott keine Trennung vorgesehen hat. Gott möchte, dass wir ihn ganzheitlich, also mit Geist, Seele und Leib ehren und folgen. Der Leib ist nicht aus- sondern eingeschlossen.

Und alles, was ihr tut, das tut von Herzen, als für den Herrn und nicht für Menschen Kol. 3,23 Christen sollen alles von Herzen und für den Herrn tun. Paulus unterscheidet hier nicht zwischen heilig und säkular, der Mensch ist als ganzes angesprochen. Ob ihr nun eßt oder trinkt oder sonst etwas tut — tut alles zur Ehre Gottes! 1. Kor. 10,31

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die Bibel nicht den Leib als die Quelle der Sünde nennt, sondern das Herz. Die innere Schaltzentrale, die Denken, Wollen, Fühlen mit einschließt, also der Innere Mensch mit seinen Motiven, Beweggründen und Befindlichkeiten. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugnisse, Lästerungen. Mt. 15,19

11. Warum fühlen wir uns manchmal von unserem Körper entfremdet? Hast du diese Erfahrung schon mal gemacht?

Der Körper ist der Ort, an dem der Kampf zwischen Gut und Böse Fleisch wurde. Mit unserem Geist wollen wir Gott dienen, aber unser Fleisch zieht uns in die andere Richtung. Wir tun immer wieder das, was wir eigentlich garnicht wollen und fühlen uns entsprechend von unserem Körper entfremdet.

12. Erkläre, wie Schöpfung, Sündenfall und Erlösung im Gleichgewicht gehalten werden können.

Der Blick, der den Sündenfall zu stark in den Mittelpunkt rückt, neigt zu einer pessimistischen und dunklen Sicht auf das Leben. Es bedarf auch der Sicht auf die Schöpfung, die Gott im Ursprung sehr gut gemacht hatte. Der Mensch wurde im Bild Gottes geschaffen. Durch den Sündenfall wurde dieses Bild verzerrt und die gesamte Schöpfung im Mitleidenschaft gezogen. Doch der Sündenfall ist nicht das Ende, Gott hat eine Wiederherstellung versprochen. Diese beginnt schon auf der Erde, indem Menschen das Erlösungswerk Jesu annehmen und zu neuen Menschen werden. Auf dieser Erde nimmt die Erlösung ihren Anfang und wird in der Ewigkeit zur Vollendung gebracht. Der Mensch, der auf dieser Erde noch unvollkommen ist, erhält in der Auferstehung einen neuen Leib und wird dann vollkommen sein.