Dies ist eine Artikelserie zu dem Buch "Liebe deinen Körper" von Nancy Pearcey. In dieser Serie beantworte ich die Fragen, die im Anhang des Buches zu jedem Kapitel gestellt werden. Jedes Kapitel erhält einen eigenen Beitrag.
In Kapitel 2 geht es um das Thema Abtreibung.
1. Warum behaupten einige, Gesetze zur Legalisierung von Abtreibung seien neutral? Wie könntest du anhand des Textes begründen, dass sie das nicht sind? (Lies auch Seite 63.)
In dem Diskurs über den Anfang des Personseins gibt es keine Einigkeit, deshalb sollte der Staat hier neutral bleiben und die Abtreibung erlauben. Damit nimmt er nach der Ansicht dieser Argumentation keine Position ein.
Dieses Argument führt in die Irre. Wenn der Gesetzgeber die Abtreibung erlaubt, ist er keineswegs neutral, sondern übernimmt das dualistische Konzept der Trennung von Körper und Person. Er ist auch deshalb nicht neutral, weil er die Tötung von Ungeborenen erlaubt. In dieser Frage gibt es keinen neutralen Boden, beide Lager vertreten einen weltanschaulichen Standpunkt.
2. Warum dachte Descartes, dass sein zweistöckiger Dualismus das Christentum stärken würde? (Lies dazu Fußnote 12.) Warum scheiterte seine Argumentation?
Er meinte, dass er durch die Trennung von Verstand und Körper das Christentum schützen könne. Der materielle Raum war für die Wissenschaftler, der geistliche Raum hingegen gehörten den Theologen. Die Wissenschaftler konnten sich im materiellen Raum austoben und die „Mechanik“ der Welt erforschen, aber nicht in den geistigen/geistlichen vordringen. Newton verwendete das mechanistische Weltbild sogar als Beweis für die Existenz Gottes. So wie ein Uhrwerk einen Designer hat, so auch die mechanische Welt.
Das Problem bei dieser Weltsicht ist, dass sie keine Antwort auf die Frage nach der Steuerung des automatischen Körpers durch den Geist hat. Wie beeinflusst der Geist den Körper, wie steuert er ihn, wenn er mechanisch und deterministisch ist? Der Körper funktioniert doch nach vernunftlosen, mechanischen Gesetzen, welche Rolle spielt da der menschliche Geist? Diese beiden Konzepte widersprechen einander und können nicht zu einer Einheit zusammengefügt werden, der Mensch bildet aber eine Einheit aus Geist und Leib.
3. Wie beeinflusst der zweistöckige Dualismus das Denken der Menschen im Hinblick auf Abtreibung? (Lies den relevanten Stoff aus Kapitel 1 erneut und füge ihn in deine Antwort ein.)
Warum ist das Denken in dualistischen Begriffen bei Befürwortung von Abtreibung unvermeidlich?
Die Person wird von dem Körper getrennt. Das Leben im Bauch einer Schwangeren ist zwar schon menschliches Leben, aber nach Ansicht vieler Abtreibungsbefürworter noch keine Person. Zur Person wird es erst mit bestimmten Fähigkeiten und Eigenschaften, die der Fötus noch nicht hat. Demnach sehen die Pro-Choice Leute auch kein ethisches Problem. Persönlichkeitsrechte hat erst eine Person und kein Fötus im Mutterbauch.
Der wissenschaftliche Konsens im Bezug auf den Beginn des Lebens ist überwältigend. Um die Tötung der Ungeborenen trotzdem zu rechtfertigen, wird eine Trennung zwischen Körper und Person eingeführt.
4. Wenn das Personsein nicht darauf beruht, biologisch ein Mensch zu sein, worauf gründet es sich dann? Welche Probleme weisen alle Kriterien auf?
Hier geben Bioethiker unterschiedliche Antworten. Einer nennt z.B. Eigenschaften wie Intelligenz, Selbstbewusstsein, Selbstbeherrschung, Zeitgefühl, Sorge um andere, Kommunikation, Neugierde. Das Problem mit allen diesen Kriterien ist, dass es unter den Ethikern sehr unterschiedliche Ansichten darüber gibt, wann ein biologischer Mensch auch eine Person ist. Es gibt keinen Konsens darüber, es ist auch schwierig diese Eigenschaften genau zu messen und zu bestimmen. Wie kann Neugierde oder Zeitgefühl denn genau ermittelt werden? Das ist nicht möglich. Die Festlegung auf eine bestimmte Schwangerschaftsphase ist ebenfalls schwierig, weil die Festlegung willkürlich und subjektiv ist. Viele dieser Merkmale entwickeln sich allmählich, es gibt keinen klar definierbaren Zeitpunkt, an dem aus einer Nicht-Person eine Person wird.
5. Inwiefern stützt die Argumentation für Abtreibung auch Kindesmord? Welche anderen Praktiken unterstützt sie außerdem?
Je nach dem wie die Definition für eine Person lautet, kann es sein, dass zweijährige Kinder gemäß dieser Definition keine Personen sind und nach der Logik des Pro-Choice-Lagers dann ebenfalls getötet werden dürfen.
6. Einige wenden ein, dass Gesetze gegen Abtreibung anderen einen religiösen Glauben aufzwingen würden. Wie könntest du anhand des Materials aus dem Text darauf antworten?
Die säkulare Sicht ist genauso wenig neutral, wie es die religiöse Position ist. So kann auch argumentiert werden, dass die Abtreibungsbefürworter ihre Sicht den Abtreibungsgegner aufzwingen wollen. Weiter kommt hinzu, dass gerade die Pro-Choice Sicht subjektiv und unwissenschaftlich ist. Sie kann keinen genauen Zeitpunkt nennen, bei dem das neue Leben zu einer Person wird.
7. Die Pro-Life-Bewegung gründet sich auf den wissenschaftlichen Nachweis, dass das Leben mit der Empfängnis beginnt. Fasse diesen Nachweis auf der Grundlage des Textes zusammen. Findest du ihn überzeugend? Warum oder warum nicht? Füge alle zusätzliche Belege hinzu, die du kennst.
Unter den Wissenschaftlern herrscht Einigkeit darüber, dass das menschliche Leben beginnt, wenn das Spermium auf die Eizelle trifft. Ab diesem Zeitpunkt beginnt sich der Körper des neuen Menschen zu entwickeln. Ab diesem Moment besteht das biologische Leben und ist eine Person. Körper und Person können nicht voneinander getrennt werden und müssen als Einheit gesehen werden. Die Trennung zwischen biologischem Leben und Person hat keine wissenschaftliche Grundlage und muss als künstliches, unprüfbares Konzept angesehen werden.
Die Sicht der Pro-Life-Bewegung ist nachvollziehbar und schlüssig. Sie beruht auf dem Stand der Wissenschaft, nach dem das Leben bei der Empfängnis beginnt.
Ein weiteres Argument ist, dass die DNA des neuen Organismus einzigartig ist und sich von der DNA der Eltern unterscheidet. Ein neuer, einzigartiger Mensch ist entstanden. Ab Empfängnis ist der neue Organismus eine eigene Entität, die durch unterschiedliche Entwicklungsstadien hindurchgeht, aber immer der gleiche Organismus bleibt.
8. Erkläre, inwiefern Abtreibungsbefürworter die Wissenschaft leugnen und sich stattdessen auf ein nicht wissenschaftliches, nicht empirisches, metaphysisches Konzept des Personseins verlassen oder, kurz gesagt, in das Obergeschoss wechseln.
Sie leugnen, dass der Zeitpunkt der Empfängnis der Startpunkt des Personseins darstellt. Sie können schwer leugnen, dass ab diesem Moment das menschliche Leben beginnt. Sie trennen allerdings das Personsein davon ab, ohne irgend ein wissenschaftliches Argument für ihr Konzept zu haben. Sie sind auf einer subjektiven Ebene unterwegs, auf der es in dieser Frage keinen Konsens gibt. Ein weiteres Problem ist, dass sie keinen empirischen Zeitpunkt nennen können, an dem der Mensch zu einer Person wird.
9. Formuliere in deinen eigenen Worten, warum die Argumente für die Abtreibung ausgrenzend, Argumente für das Leben hingegen inklusiv sind.
Argumente für Abtreibung grenzen ungeborenes Leben aus und geben es zum Mord frei. Sie grenzen Föten mit Behinderung aus, indem Ärzte bei bestimmten Krankheiten den Frauen empfehlen, diese Kinder abzutreiben. Diese ungeborenen Babys werden damit diskriminiert und ihr Leben für nicht lebenswert erachtet. Generell werden bestimmte Föten ausgegrenzt, weil sie nicht den Anforderungen entsprechen.
Die Argumente für das Leben sind hingegen inklusiv, weil kein einziges ungeborenes Leben von der Menschheit ausgeschlossen und von vornherein als nicht lebenswert angesehen wird. Jedes Baby, egal wie es aussieht und welche Probleme es hat, ist wertvoll und hat das Recht zu Leben. Die Linken fordern die Gleichberechtigung aller, die Pro-Life-Leute fördern die Gleichberechtigung, indem sie alle Menschen, auch die Ungeborenen als wertvolle Menschen, mit einer eigenen Persönlichkeit ansehen.
10. Inwiefern macht der evolutionäre Materialismus das Konzept der Menschenrechte zu einem »christlichen Mythos«? Bietet irgendeine Weltanschauung außerhalb des Christentums eine Grundlage für Menschenrechte? Finde Argumente, die deine Antwort unterstützen.
Der evolutionäre Materialismus sieht den Menschen als ein Produkt von Selektion und Mutation an. Die übelebensfähigsten Lebewesen haben sich durchgesetzt, die anderen sind gestorben. In dieser Weltanschauung kann keine Rede von Menschenrechten sein, die von einem Schöpfer gestiftet wurden, weil es diesen Schöpfer nicht gibt. Der Fortschritt in der Evolution beruht nicht auf Gleichheit, sondern auf Unterschiedlichkeit. Auf Basis dieser Weltanschauung gibt es kein Fundament für Menschenrechte.
11. Ein christliches Paar erfuhr von möglichen angeborenen Fehlbildungen bei seinem ungeborenen Kind. Die Ärzte drängten sie, das Baby abzutreiben. Der Mann sagte zu seiner Frau: »Ich habe eine Meinung dazu, aber es ist deine Entscheidung.« Glaubst du, dass Männer das Recht haben, eine Meinung zum Thema Abtreibung zu äußern? Warum oder warum nicht?
Ja, sie dürfen ihre Meinung dazu äußern, da sie mit an der Zeugung des Lebens beteiligt sind. Nur durch die Vereinigung von Mann und Frau kann neues Leben entstehen. Die Frau kann also nicht für sich exklusiv das Recht auf eine Meinung zur Abtreibung beanspruchen, sondern der Mann hat genauso ein Recht, hier mitzureden. Schwanger ist tatsächlich die Frau, doch wächst in ihr ein eigener Mensch heran, der eine eigene Persönlichkeit ist.
Ein Mann zu sein bedeutet es außerdem, sich für die Schwachen und Gefährdeten einzusetzen und sie zu schützen. Es bedeutet dann auch, seine Frau durch den Prozess der Schwangerschaft zu begleiten, sie zu unterstützen und ihr Mut zuzusprechen.
12. Es gibt viele Fehldeutungen von 2. Mose 21,22-25. Lies die Fußnote 56 und erkläre, auf welche Weise der Vers oft missverstanden wird und wie die neuere Bibelwissenschaft ihn auslegt.
Missverständnis: Der Text sagt, dass das ungeborene Leben weniger Wert ist, da bei einer Fehlgeburt „nur“ eine Geldstrafe zu entrichten ist.
Neure Bibelwissenschaft: Statt mit „Fehlgeburt“ sollte mit „vorzeitiger Geburt“ übersetzt werden. D.h. das Baby kommt lebend zur Welt und es entsteht kein Schaden. Dann ist es angebracht von einer Geldstrafe zu reden. Gott setzt also das ungeborene Leben nicht herunter.
13. Fasse zusammen, inwiefern der Widerstand des Christentums gegen Abtreibung und Kindesmord ein positives Frauenbild zum Ausdruck bringt. Stimmst du zu? Warum oder warum nicht?
Das Christentum setzt die Frau nicht herab, sondern hat ein hohes Bild von ihr. Die Frau wird als die Trägerin eines neuen Lebens geschätzt und geachtet. Ihre Fähigkeiten ein Kind zur Welt zu bringen sind kein Nachteil, keine Belastung oder Behinderung, sondern eine gute, außergewöhnliche Fähigkeit. Des weiteren können Frauen nicht ohne weiteres als reines Liebesobjekt behandelt werden, wenn Abtreibung verboten ist. Die Abtreibung degradierte die Frauen im römischen Reich fast zu Objekten, da die entstehenden Folgen in Form einer Schwangerschaft einfach beseitigt werden konnten. Wenn das ungeborene Leben allerdings geschützt wird, ist dies eine Hemmschwelle für Männer.
Ein weiterer Punkt ist, dass durch Abtreibung häufiger Mädchen abgetrieben werden. Dies galt für das römische Reich, ist aber auch heute ein Problem. Frauen werden durch die Abtreibung also nicht besser gestellt, sondern letztlich schlechter.
Ein weiterer Punkt ist, dass Frauen heute erst mal Karriere machen wollen und später dann Kinder haben möchten. Wenn es dann soweit ist, sind Frauen in einem Alter, in dem es mit dem Kinderkriegen schwierig wird. Sie wünschen sich dann sehr gerne ein Kind, werden aber nicht schwanger. Das ist keine frauenfreundliche Entwicklung, ganz im Gegenteil.
14. Wie können Christen die biblische Lehre vom hohen Wert des menschlichen Lebens konkret und kreativ leben? Gib Beispiele aus deiner eigenen Erfahrung.
Gemeinden können zu Zufluchtsorte für Frauen werden, die abgetrieben haben oder evtl. abtreiben wollen. Sie können ein Zufluchtsort für auf diesem Gebiet verwundete werden. Christliche Gemeinden sollten keine Orte sein, in denen Christen auf andere von oben herab schauen, sondern Orte der Liebe für Menschen, die durch die Sünde gezeichnet sind.
Es können auch Schwangerschaftszentren eingerichtet werden, die Frauen mit Problemschwangerschaften unterstützen.