Gott als Vater (2)

Lukas 15,11-32

Das Gleichnis vom verlorenen Sohn ist ein bemerkenswertes Gleichnis Jesu. Auf der einen Seite zeigt Jesus anhand der beiden Söhne eindrücklich das Problem von uns Menschen auf. Auf der anderen Seite ist der Vater, der in solch weiser und liebevoller Art mit seinen Söhnen umgeht. Mich beeindruckt und berührt das Verhalten des Vaters sehr, denn es zeigt vor allem eines: Der Vater liebt seine Söhne. Seine Liebe ist einfach erstaunlich.

1. Der Vater lässt seinen Sohn ziehen

Der jüngere Sohn möchte sein Erbe haben, obwohl der Vater noch lebt. Das machte den Vater sicher traurig. Allerdings kannte der Vater seinen Sohn und wusste wohl, dass es früher oder später so kommen würde. Der Vater versucht hier nicht, den Sohn vom Bleiben zu überzeugen oder gar zu zwingen. Er versucht ihn auch nicht emotional zu manipulieren mit Sätzen wie: „Du bringst mich mit deinem Verhalten noch ins Grab“ oder „Ich habe soviel für dich getan, ich habe dich großgezogen, ich habe dich auf den Armen getragen als du krank warst, ich habe dich in Gefahren beschützt und was machst du? Schämst du dich eigentlich nicht so mit deinem Vater umzugehen?“

Nein, er lässt seinen Sohn ziehen. Und gerade damit zeigt er seine Liebe. Ja, sein Herz ist voller Schmerz und er würde sich über das Bleiben des Sohnes freuen. Ihm ist allerdings klar, dass der Sohn nicht umzustimmen ist. Mit Zwang wird er bei diesem keine Liebe hervorrufen. Er weiß, dass sein Sohn geradewegs in sein Unglück läuft. Das Traurige ist, dass der Sohn nicht versteht, wie sein Vater eigentlich ist. Er muss durch eine schwere Schule gehen, um dies zu erkennen. Das ist die Liebe des Vaters, er lässt seinen Sohn ziehen.

Das Verhalten des Vaters an dieser Stelle hatte sicherlich einen großen Einfluss auf die Rückkehr des Sohnes. Als er bei den Schweinen saß, erinnerte er sich an seinen Vater. Stellen dir vor der Vater hätte gesagt: „Durch dein Verhalten hast du alles verspielt, du bist nicht mehr mein Sohn!“ Dann wäre der Sohn nicht zurückgekehrt. Doch der Sohn hat ein anderes Bild vom Vater. Er erinnert sich an seinen Vater und erkennt nun wie er tatsächlich ist. Sein Vater ist selbst zu den Knechten gütig und liebevoll und er sitzt hier bei einem Menschen, der ihm noch nicht mal das Schweinefraß essen lässt. Diese Erinnerung und das Wissen um die Güte und Liebe seines Vaters führt den Sohn zum Entschluss, zu seinem Vater zurück zu kehren. Das hat die Liebe des Vaters bewirkt.

2. Der Vater läuft seinem Sohn entgegen

Der Vater sieht seinen Sohn von fern kommen und läuft ihm entgegen. Man kann auch übersetzen: Er rannte. Eine höchst bemerkenswerte Handlung des Vaters, zumal es im Orient für den Vater als den Älteren und angesehenen Mann als unschicklich galt zu rennen. Angemessen wäre es zu warten oder langsam zu gehen. Dieses Detail zeigt die große Liebe des Vaters. Was andere Leute denken, interessiert ihn nicht. Sein Sohn ist zurückgekehrt.

Wie würde ich geneigt sein zu handeln? Vielleicht würde ich mit verschränkten Armen am Haus warten, bis der Sohn ankommen und auf den Boden niederfallen würde. Vielleicht auch noch sagen: „Habe ich es dir nicht gleich gesagt!“ oder so etwas in der Art. Wenn sich jemand gegen mich versündigt hat, neige ich zu solch einem Verhalten. Ich lasse mein Kind spüren wie falsch und schlecht seine Tat war.

Doch ganz anders der Vater. Er freut sich über die Heimkehr und umarmt den Sohn. Der Sohn muss sich die Liebe des Vaters nicht neu erarbeiten. Der Vater liebte ihn die ganze Zeit hindurch. Die Liebe des Vaters ist bedingungslos. Das ist echte Liebe. So liebt Gott, der Vater.

3. Der Vater bereitet seinem Sohn ein Fest

Der Sohn kam mit leeren Händen nach Hause. Er konnte nichts vorweisen und seinen Vater gnädig stimmen. Dies war auch nicht nötig, da der Vater seinen Sohn wieder haben wollte und keine Güter. Der Sohn sagt, dass er nicht mehr wert ist, als Sohn bezeichnet zu werden. Er hat seine Sünde erkannt: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Er kommt mit einem bußfertigen Herzen und einem anderen Blick auf seinen Vater zurück.

Die Reaktion des Vaters ist erstaunlich. Sie ist viel schöner, als der Sohn sich überhaupt erträumen konnte. Er veranstaltet ein Fest, sein Sohn erhält das beste Festgewand, einen Ring an die Hand und Schuhe an seine Füße. Er macht allen deutlich: Dies ist mein Sohn den ich liebe. Seine Reaktion ist so, als ob der Sohn nie etwas böses getan hätte. Damit zeigt der Vater, dass er seinem Sohn vollständig vergibt. Es zeigt seine große Liebe zum Sohn. Er kehrt dabei die Sünden des Sohnes nicht einfach unter den Teppich. Nein, es hat ihn viel gekostet. Es hat ihn einen nicht geringen Teil seines Vermögens gekostet, es hat ihn seinen Ruf vor seinen Nachbarn gekostet, es hat ihn die Sorge um seinen Sohn gekostet. Aber diese Kosten trug er gerne, da sein Sohn nun wieder zurück ist.

Fazit

So geht der Vater im Himmel auch mit dir um. Es hat ihn viel gekostet, damit du wieder in die Gemeinschaft mit dem Vater zurückkehren kannst. Jesus Christus hat mit seinem Leben bezahlt und den Weg zum Vater frei gemacht. Dadurch hat der Vater gezeigt, wie sehr er dich liebt. Er liebt dich bedingungslos, er empfängt dich mit offenen Armen und bereitet dir ein Fest, wenn du deine Sünde erkennst und zu deinem Vater umkehrst. Das ist die Liebe des Vaters.