Alexander Solschenizyn beschreibt (mit einer guten Portion Sarkasmus) in „Der Archipel Gulag“ eine besonderes schäbige Art, anderen die Schuld zu geben und sie anschließend nach Sibirien zu senden:
Allerorts wurden Agronomen als Landwirtschaftsschädlinge entlarvt; nach einem bis dahin ehrlichen und arbeitsamen Leben legten sie es in diesem Jahr alle darauf an, die russischen Felder unter Unkraut ersticken zu lassen (natürlich folgten sie den Anweisungen eines Moskauer, nun völlig entlarvten Instituts. Da habe wir sie ja, die noch nicht eingesperrten zweihunderttausend Mitglieder der Bauernpartei!). Die einen Agronomen drückten sich davor, die tiefsinnigen Direktiven Lyssenkos zu befolgen […]. Die anderen befolgten sie allzu genau und legten damit deren Stupidität bloß. (1934 ließen die Fachleute im Bezirk Pskow, genau nach Lyssenkos Anweisung, Leinen auf Schnee aussäen. Die Samen quollen, schimmelten und gingen zugrunde. Riesige Felder lagen ein Jahr lang brach. Was hätte Lyssenko sagen sollen? Daß der Schnee ein Kulak oder er selbst ein Versager war? Er beschuldigte die Agronomen, als Kulaken seine Technologie entstellt zu haben. So wanderten die Agronomen nach Sibirien.)
Solschenizyn, Der Archipel Gulag, Bern: Scherz Verlag, 1974, S. 66.
Das ist ein möglicher (und häufig verwendeter) Weg mit Fehlern/ Versagen umzugehen. Die anderen sind Schuld, die anderen haben das verursacht! Ich trage keine Verantwortung dafür! Anstatt die Verantwortung zu übernehmen, wird sie auf andere abgewälzt. Das war übrigens auch das Vorgehen Adams, als Gott ihn mit seiner Schuld konfrontierte: „Die Frau, die du mir zur Seite gegeben hast, die gab mir von dem Baum, und ich aß!“ (Gen. 3,12).