Immer wieder hört man aus den Medien von Waldbränden in Kalifornien oder Australien. Die Feuerwehrleute vor Ort verwenden dabei unterschiedliche Strategien, um einen Brand zu löschen. Bei einer dieser Strategien wird Feuer mit Feuer bekämpft. Es wird als ein kontrolliertes Gegenfeuer gelegt, um dem eigentlichen Brand die Nahrung zu entziehen und den Hauptbrand somit unter Kontrolle zu bekommen.
Christen können dazu neigen, in ihrem Glaubensleben analog vorzugehen. Sie haben mit einer bestimmten Sünde zu kämpfen und setzen nun eine andere Sünde ein, um die ursprüngliche Sünde loszuwerden. Sie bekämpfen also Feuer mit Feuer und verbrennen sich dabei. Bei Waldbränden kann dieses Vorgehen ja tatsächlich sinnvoll sein, im Christenleben allerdings nicht.
Da hat jemand mit dem Lügen zu kämpfen. Immer wieder passiert es, dass er Dinge beschönigt oder kleine Unwahrheiten sagt. Nun beginnt er dagegen vorzugehen, indem er sagt: „Lügen ist eigentlich unter meiner Würde! Ich sage lieber die Wahrheit, auch wenn es zum Nachteil für mich ist, aber dafür bin ich mir selbst treu geblieben. Auf das Niveau des Lügens will ich mich nicht wieder hinab begeben!“ Was macht dieser Mensch? Er bekämpft das Lügen mit seinem Stolz. Er verwendet die Sünde dafür, um gegen sie zu kämpfen.
Oder nehmen wir einen Pornosüchtigen. Er möchte gerne von der Pornographie loskommen, die ihn dermaßen stark bindet. Er beginnt, Sport zu treiben. Er geht jeden Morgen joggen, macht Gymnastik und geht regelmäßig Fahrrad fahren. Sobald die Versuchung aufkommt, schwingt er sich auf sein Fahrrad und dreht eine große Runde. Der Sport wird seine liebste Angelegenheit! Der Sport hat ihm geholfen, seine Pornosucht loszuwerden. Was tatsächlich geschehen ist: Er hat einen Götzen (die Pornosucht) durch einen anderen Götzen (Sport) ersetzt. Die Bibel ist hier eindeutig: Götzendienst (egal in welcher Form) ist Sünde.
Oder ein Fall, bei dem es um einen streitsüchtigen Menschen geht. Er ist eigentlich ständig in irgendwelche Streitereien mit anderen verwickelt. Häufig sind es Kleinigkeiten, die normalerweise keine große Bedeutung haben, doch er macht aus der Mücke einen Elefanten. Immer wieder sprechen ihn andere auf seine Streitsucht an und er schämt sich dafür. Wie kann er diese Sünde nun loswerden? Ihm ist es sehr wichtig, was andere von ihm denken und so beginnt er, sehr stark auf sein Verhalten zu achten. Er möchte von den anderen gerne geschätzt werden. Ihm ist es sehr wichtig, dass sie ein gutes Bild von ihm haben. Ein Gedanke treibt ihn: „Was werden die anderen dazu sagen?“. Auch dieser Mensch hat Sünde mit Sünde bekämpft.
Problem an diesem Vorgehen ist, dass ich die Pest durch Cholera ersetzt habe. Ich habe meine Situation also letztlich nicht verbessert. Vielleicht habe ich eine in meinen Augen „schlimme“ Sünde gegen eine „weniger schlimme“ Sünder ersetzt, doch was ändert es? Ich werde Jesus dadurch nicht ähnlicher.
Wie kann ich nun in rechter Weise gegen die Sünde kämpfen und Veränderung erfahren? Ein wichtiger Punkt ist hier die Erkenntnis der eigenen Verdorbenheit und Unfähigkeit. Ich brauche eine tiefe Erkenntnis darüber, wie sündig ich eigentlich bin. Es ist wichtig, zu verstehen, wie tief die Sünde in meinem Leben verankert ist und dass ich alleine nicht zurechtkomme. Wenn ich mit eigener Kraft versuche, die Sünde loszuwerden, werde ich einfach scheitern. Der Weg, Sünde mit Sünde zu bekämpfen, ist solch ein Versuch es selbst zu schaffen. In Joh. 15,5b sagt Jesus: „Denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun“. Ohne das Wirken Jesu kann ich nicht tun, was Gott wohlgefällig ist. Ich brauche ihn und bin von ihm abhängig. Die Erkenntnis meiner eigenen Sündhaftigkeit führt mich also immer wieder zum Kreuz. Dort erfahre ich zuerst Vergebung für mein Versagen. Dann werde ich auch getröstet und ermutigt und daran erinnert, mein Vertrauen auf Jesus zu setzen. Mit ihm kann ich im Kampf siegen und die Sünde loswerden. Ich muss also gar nicht mit eigener Kraft mit der Sünde fertig werden, ich darf die Kraft Jesu in Anspruch nehmen.
In Kolosser 3 bespricht Paulus, wie dies konkret umgesetzt werden kann. Er spricht dort vom Ablegen und vom Anziehen. Der alte Mensch soll ausgezogen und der neue angezogen werden. Vers 8: „Jetzt aber legt auch ihr das alles ab – Zorn, Wut, Bosheit, Lästerung, hässliche Redensarten aus eurem Mund.“ Und dann in Vers 12: „So zieht nun an als Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Langmut“. Das ist eine gesunde Praxis des Ersetzens. Sündige Handlungen werden durch geistliche Handlungen ersetzt. Die geistlichen Handlungen vertreiben sozusagen die sündigen und geben ihnen keinen Raum mehr. Die geistlichen Handlungen sind dabei Handlungen, die durch die Wirkung des Heiligen Geistes und durch Jesus Christus hervorgebracht werden. Paulus sagt nämlich in Vers 17: „Und was immer ihr tut in Wort oder Werk, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.“ Diese Handlungen geschehen im Namen des Herrn Jesus, das heißt in seinem Auftrag und zu seiner Ehre. Der neue Mensch (V. 10) vollbringt diese Handlungen und in diesem wohnt Christus (V. 11).
Jesus Christus ist also der Schlüssel, um Sünde loszuwerden. Durch sein Erlösungswerk hat er die Grundlage dazu geschaffen. Er vergibt Christen nicht nur ihre Sünden, sondern befähigt sie auch, in Zukunft siegreich zu sein. Der Ansatz, Sünde mit Sünde zu bekämpfen, ist ein eigenmächtiger und nutzloser Ansatz. Er führt nicht zum Ziel. Wie ermutigend ist es hingegen, mit der Kraft Jesu zu rechnen und im Blick auf ihn zu kämpfen. Das Ergebnis wird ein gänzlich anderes sein: Sieg.