Produktiv

Geht es dir auch manchmal so, dass du den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr siehst? Du hast so viele Aufgaben vor der Brust, dass du dich manchmal fragst: „Wo ist hier vorne und hinten?“ Dein E-Mail-Postfach quillt über, Aufgaben sammeln sich an, Abgabetermine rücken näher und du gerätst so langsam in Panik. Außerdem ist deine Motivation im Keller, wenn du dir den Berg an Aufgaben ansiehst, den du noch abarbeiten musst. Wenn dir solche oder ähnliche Szenarien bekannt vorkommen, dann ist das Buch von Tim Challies mit dem Titel „Produktiv“ genau das Richtige für dich.

Challies bietet mit diesem Werk einen praktischen Ratgeber, wie man sein Leben besser strukturieren, Produktivitätsdiebe erkennen und seine Produktivität steigern kann. Produktivitätsratgeber gibt es viele, das Besondere an diesem Titel ist, dass er aus christlicher Sicht geschrieben wurde. Der Autor legt eine sehr gute Grundlage dafür, warum Produktivität aus christlicher Sicht wichtig ist. Der „kleine Produktivitätskatechismus“ zu Beginn des Buches ist exzellent und eine gute Grundlage für ein produktives Wirken zur Ehre Gottes (In diesem Artikel bin ich bereits darauf eingegangen). Christliche Produktivität verfolgt keinen Selbstzweck, sondern geschieht zur Ehre Gottes und zum Nutzen für andere. So definiert Challies Produktivität wie folgt: „Produktivität ist die effektive Haushalterschaft meiner Gaben, Talente, Zeit, Energie und meines Eifers zum Nutzen anderer und zur Ehre Gottes.“ Es geht also nicht einfach darum, mehr Aufgaben abzuarbeiten, sondern mehr zu tun, was Gott ehrt und dem Nächsten nützt.

Eine weitere Stärke ist die Praxisnähe des Titels. Challies beschäftigt sich nicht lange mit theoretischen Konzepten. Am Anfang legt er eine gute christliche Grundlage und geht dann sehr schnell zur praktischen Anwendung dieser Grundlage über. Zunächst fordert er den Leser mit praktischen Fragen dazu auf, über seine Verantwortungsbereiche, Aufgabenfelder und seinen Auftrag in den einzelnen Bereichen nachzudenken. Es lohnt sich, diese Mühe zu investieren. Als Ergebnis erhält der Leser eine bessere Vorstellung davon, was seine Verantwortung vor Gott ist und was sein Auftrag in den einzelnen Bereichen ist. Diese Fragen haben mich dazu bewegt, grundsätzlich über meinen Auftrag nachzudenken. Was ist mein Auftrag von Gott für meine Familie? Für mich persönlich? Für meine Arbeitsstelle? Dieser Prozess hat mir geholfen, besser zu erkennen, was wichtig ist und was nicht. Manche Aufgaben verlieren damit ihre Relevanz und können ruhig in den Mülleimer wandern. Außerdem helfen sie dabei, das Gelesene zu verarbeiten und auf das eigene Leben anzuwenden. Es lohnt sich also, die Fragen durchzuarbeiten und nicht zu schnell zum nächsten Kapitel überzugehen.

Anschließend kommt Challies zu drei Werkzeugen, die für eine gute Produktivität unerlässlich sind: ein Aufgabenmanager, ein Kalender und ein Notizmanager. Der Autor empfiehlt dabei drei Softwareprogramme, die unabhängig voneinander eingesetzt werden können. Im weiteren Verlauf erklärt er, wie diese Werkzeuge praktisch angewandt werden können. In einer Schritt-für-Schritt-Anleitung beschreibt er die Einrichtung der Produkte. Dies ist auf der einen Seite positiv, da man sehr konkret nachvollziehen kann, wie Challies sein Konzept umsetzt. Nachteil ist, dass jedes Produkt anders gestrickt ist. Wer der Produktempfehlung des Autors nicht folgt, hat eventuell das Problem, dass er das Konzept so nicht komplett umsetzen kann und es an das Produkt seiner Wahl anpassen muss.

Im weiteren Verlauf stellt Challies dann vor, wie man am besten in den Tag starten sollte, um strukturiert und zielgerichtet seine Aufgaben abzuarbeiten. Abschließend weist er darauf hin, dass das System gewartet werden muss. Einmal pro Woche sollte man seine Aufgaben aus der Vogelperspektive betrachten und das aufräumen, was nicht mehr relevant ist oder bereits aus anderen Gründen entfernt werden kann.

Auch bei diesem Buch gilt, dass Produktivität kein Selbstläufer ist. Wer das Konzept des Autor umsetzen möchte, sollte sich vor Mühe nicht scheuen. Er sollte dazu bereit sein, gerade am Anfang einen höheren Aufwand in Kauf zu nehmen. Es ist sicher nicht einfach, seine Gewohnheiten zu ändern, aber es lohnt sich.

Tim Challies legt mit „Produktiv“ ein sehr gutes Buch vor, das bei der Verbesserung des eigenen Aufgabenmanagements eine große Hilfe sein kann. Hervorzuheben ist zum einen die christliche Sichtweise auf das Thema, als auch die praktische Anleitung zur Umsetzung des Konzepts. Wer darin wachsen möchte Gott mit seinen Taten zu ehren und seinem Nächsten zu dienen, dem kann dieses Buch empfohlen werden.