Über das Bibellesen

Das Lesen der Bibel ist für den Christen von entscheidender Bedeutung. Das Wort Gottes ist die geistliche Nahrung für ihn. In diesem Bilde gesprochen erhält das Wort Gottes das Leben des Gläubigen, so wie Nahrungsmittel das Leben des Leibes erhalten. Heute möchte ich über drei Arten des Bibellesens sprechen, die bei der Aufnahme der geistlichen Nahrung von Nutzen sind. Jede Art bring bestimmte Vorteile mit sich. Letztlich fördern alle drei Arten das Verständnis des Wort Gottes auf unterschiedlichen Ebenen, und es lohnt sich, jede Art, je nach Situation anzuwenden.

  1. Lesen im Vogelflug

Beim schnellen Lesen geht es darum, in kurzer Zeit viele Seite zu bewältigen. Man liest bspw. den Römerbrief an einem Abend durch oder das gesamte NT in einem Monat. Es kann aber auch der Epheserbrief sein, den man sich für einen Morgen vornimmt oder den Propheten Jesaja für eine Woche. Beim schnellen Lesen ist man wie ein Vogel, der über eine Landschaft fliegt. Der Vogel sieht die weite Landschaft, er hat das große Ganze im Blick. Genau darum geht es beim schnellen Lesen. Man erhält einen Überblick. Man beginnt Zusammenhänge zu erkennen, die nur bei dieser Art des Lesens sichtbar werden.

Ich kann mich daran erinnern, wie ich während meiner Bibelschulzeit in kürzester Zeit das AT durchgelesen haben. An einem Tag war ich noch im Buch Josua und einige Tage später las ich schon die beiden Samuelbücher. Dadurch sind mir Zusammenhänge aufgefallen, die ich beim langsameren Lesen vorher nicht bemerkt hatte. Es geht hier also um den Überblick, um die großen Linien.

  1. Lesen nach Plan

Bei dieser Art liest man bspw. nach einem Bibelleseplan. Von der Lesegeschwindigkeit ist diese Art im Mittelfeld angesiedelt. Man liest die Bibel z.B. in einem Jahr durch. Es muss nicht unbedingt ein Bibelleseplan sein, sondern kann einfach das fortlaufende Lesen, angefangen bei 1. Mose, sein. Der Vogel begibt sich hier auf einen Sinkflug und kommt der Landschaft näher. Er fliegt nicht mehr so schnell und hoch und hat immer noch einen gewissen Überblick, erkennt aber auch hier und da einige Details. Diese Art des Lesens ist ein Mix aus einem Überblick den man erhält, aber auch das Erkennen von manchen Details. Man hat hier die Möglichkeit bei manchen Stellen kurz zu verharren, bestimmte Details zu betrachten und dann weiter zu gehen. Für ein längeres Verweilen an bestimmten Bibelstellen reicht es noch nicht aus, aber hier und da gibt es doch die Möglichkeit, über bestimmte Verse oder Abschnitte etwas tiefer nachzudenken. Für Menschen, die die Bibel noch nicht kennen, ist dies Art sicherlich erstmal zu empfehlen. Es lohnt sich aber durchaus auch, wieder zu dieser Art des Lesens zu greifen, wenn man die Bibel bereits mehrfach gelesen hat.

  1. Tiefschürfendes Lesen

Hier geht es ins Eingemachte! Details werden betrachtet, die Lupe wird zur Hand genommen. Ein Jahr ist da schnell vorbei und man hat „nur“ den Galaterbrief studiert. Der Vogel ist jetzt auf dem Boden gelandet. Er sieht nun einzelne Körner oder Käfer und pickt diese auf. Einzelne Verse der Bibel werden genau untersucht. Der Zusammenhang wird weiterhin beachtet, dabei fängt man aber an tiefer zu graben. Bei dieser Art des Lesens können wertvolle Schätze geborgen werden. Einzelne Wörter werden näher untersucht, Gedankengänge in den Briefen nachvollzogen, Hintergrundinformationen recherchiert. Bei dieser Art nehme ich mir ein biblisches Buch oder einen Abschnitt vor und untersuche ihn intensiv. Ich schaue mir an welche Wörter häufiger vorkommen. Welche Themen werden angesprochen? Werden diese Themen auch an anderen Stellen in der Bibel behandelt? Was war der Anlass? Welche Verse sind die Schlüsselverse des Buches? Diese und andere Fragen stelle ich mir beim tiefschürfenden Lesen.

Fazit

Je nachdem was ich erreichen möchte, ist eine dieser drei Arten des Lesens hilfreich für mich. Um einen Überblick zu bekommen und größere Zusammenhänge zu sehen, lese ich schnell. Das Lesen nach Plan gibt mir immer noch eine gewisse Übersicht, gewährt mir aber auch den Einblick in manche Details. Mit dem tiefschürfenden Lesen bin ich schließlich bei der Art angekommen, die mich am meisten in die Tiefe des Wortes Gottes hineinführt.

Diese drei Arten lassen sich übrigens sehr gut kombinieren, wenn ich ein Bibelbuch intensiver studieren möchte. Ich verschaffe mir zunächst einen Überblick und lese bspw. zwei, drei Wochen lang das Buch jeden Tag. Danach steige ich etwas tiefer ein und schaue genauer hin. Welche Worte kommen häufiger vor? Wie kann das Buch sinnvoll eingeteilt werden? Was fällt mir beim Lesen auf? Im dritten Schritt gehe ich dann in die Tiefe und untersuche das Buch Vers für Vers oder Abschnitt für Abschnitt. Diese Art des Vorgehens ist ein großer Gewinn und ich möchte dich, mein lieber Leser, dazu ermutigen die Bibel auf diese Weise zu studieren.