Notizen zur Apostelgeschichte (11)

Kapitel 7 der Apostelgeschichte konzentriert sich vor allem auf die Rede des Stephanus vor dem Hohen Rat. Die Ausgangsfrage des Hohenpriesters ist: „Verhält sich denn dies so?“ In den nächsten 52 Versen antwortet der Diakon auf diese Frage. Der Frage des Hohenpriester gingen die falschen Anschuldigen der bösen Heiligen voraus. Sie warfen Stephanus letztlich vor, dass er gegen Gott arbeitet, indem er den heiligen Tempel verschmäht und das Gesetz verachtet. Einen stärken Vorwurf hätten sie kaum in den Raum stellen können. Der Tempel und das Gesetz waren die wichtigsten Heiligtümer der Juden.

Stephanus geht auf beide Vorwürfe ein und zeigt sein wahres Verhältnis zum Tempel und dem Gesetz Gottes. Zum Schluss spricht er die Zuhörer direkt an und zeigt ihnen ihre wahre Situation auf. Der Schluss und die Frage des Hohenpriesters ist meines Erachtens der Schlüssel zum Verständnis der gesamten Rede.

Mit folgenden Worten endet Stephanus:

Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren! Ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist; wie eure Väter, so auch ihr! Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben die getötet, die vorher das Kommen des Gerechten ankündigten, dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid — ihr, die ihr das Gesetz auf Anordnung von Engeln empfangen und es nicht gehalten habt!

Apostelgeschichte 7, 51-53

Stephanus zeigt den Zuhörern hier, wer hier eigentlich gegen Gott arbeitet. Er zeigt auf, dass die Väter dem Heiligen Geist widerstrebt haben, genau so wie die aktuellen geistlichen Führer. Die Geschichte Israels ist in großen Teilen eine Geschichte des Wiederstrebens. Dies zeigt Stephanus beispielhaft an Josef (V. 9), Mose (V. 25-27. 39) und dem Umgang mit dem Gesetz auf (V. 42-43). In Wahrheit arbeitet also nicht Stephanus gegen Gott, sondern die Juden.

Weiter stellt er ihren Umgang mit dem Gesetz Moses heraus. Was machten die Väter damit? Sie wollten diesem Gesetz nicht gehorsam sein. (V. 39). Sie haben es empfangen und nicht gehalten (V. 53). Die Juden treten hier als die Verteidiger des Gesetzes auf. Stephanus zeigt ihnen, dass sie die Brecher des Gesetzes sind. Sie wollten das Gesetz nicht halten und konnten es auch nicht. Sie sind an dem guten und vollkommenen Gesetz des Mose einfach komplett gescheitert. Er spricht nicht gegen das Gesetz, sondern zeigt die wahre Bedeutung des Gesetzes. Durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde, aber keine Rechtfertigung. Die Antwort auf das Gesetz des Mose ist Jesus. Er ist der Zielpunkt des Gesetzes und derjenige, durch den Menschen Gottes Gesetz halten können.

Schließlich geht er auf den Tempel und die Tatsache ein, dass Gott nicht in menschengemachten Tempeln wohnt. Gott und der Gottesdienst lassen sich nicht auf den Tempel in Jerusalem reduzieren. Seit dem Kommen Jesu ist der Tempel nicht mehr von Bedeutung. Jesus ist der neue und wahre Tempel. In ihm können Menschen nun in direkte Gemeinschaft mit Gott treten und Gott dienen. Es ist kein Opfer mehr notwendig, es bedarf auch keines Priesters als Mittler mehr. Jesus ist der ultimative Tempel, das vollkommene Opfer und der wahre Hohepriester.

Wer Jesus ablehnt, der ist in Wahrheit halsstarrig (V. 51). Er stellt sich gegen Gott, ja kämpft gegen ihn. Durch die Hinrichtung Jesu haben die Juden den Weg ihrer Väter zementiert. Die Väter haben die Propheten verfolgt und getötet und die Juden haben es ebenso mit Jesus getan. Das ist der Zielpunkt von Stephanus Rede.