Ist der Glaube ein Geschenk?

Kürzlich lasen wir mit den Kindern aus einer Kinderbibel. Dort schreibt der Autor bei der Stillung des Sturms: „Ihr allmächtiger Meister ist an Bord ihres Bootes. So ist es zwar; aber die Jünger können nur dann glauben, dass der Herr sie retten wird, wenn Er Selbst ihnen den Glauben schenkt.“ Entspricht das dem biblischen Befund?

In den Evangelien und in der Apostelgeschichte wird sichtbar, dass Jesus und die Apostel Menschen zum Glauben aufforderten. Dort sind Menschen mit ihrem Glauben gefragt. Gott möchte eine freiwillige Antwort des Menschen. Einige Bibelstellen, die dies verdeutlichen:

Sobald aber Jesus das Wort hörte, das sie redeten, sprach er zum Obersten der Synagoge: Fürchte dich nicht, glaube nur!

Markus 5,36

Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt Glauben an Gott!

Markus 11,22

Sie aber sprachen: Glaube an den Herrn Jesus Christus, so wirst du gerettet werden, du und dein Haus!

Apostelgeschichte 16,31

Es bräuchte keine Aufforderung, wenn der Glaube ein Geschenk wäre. Nun ist aber die Antwort des Menschen auf den Ruf Gottes gefragt. Eine weitere Stelle ist Markus 9,23. Ein Mann hat einen besessenen Jungen und bittet Jesus um Hilfe. Jesus sagt zu ihm:

Wenn du glauben kannst — alles ist möglich dem, der glaubt!

Markus 9,23

Die Frage ist also, ob der Mann glauben kann. Im Falle eines Geschenks wäre diese Aussage überflüssig. Jesus schließt den Willen des Mannes nicht aus. Gott möchte Nachfolger, die ihm vertrauen und zu dem Gnadenangebot Gottes „Ja“ sagen. Der Glaube ist somit eine positive Antwort des Menschen auf das Angebot Gottes und kein Geschenk. Das hat nichts mit Leistung oder Werken zu tun. Zu Glauben bedeutet das zu sagen, was Gott sagt. Die Verantwortung des Menschen wird dementsprechend nicht ausgeklammert.