Notizen zur Apostelgeschichte (4)

Sie waren aufgebracht darüber, daß sie das Volk lehrten und in Jesus die Auferstehung aus den Toten verkündigten.

Apostelgeschichte 4,2

Nachdem die Apostel den Gelähmten geheilt hatten und eine Volksmenge zusammen gekommen war, sprachen die Apostel zu dem Volk. Worüber sprachen sie? Sie sprachen über Jesus. Sie stellten nicht sich in den Mittelpunkt, sondern nutzten die Gelegenheit, um das Evangelium weiter zu sagen. Ihnen ging es überhaupt nicht darum, dass durch sie ein kranker Mensch auf wundersame Weise gesund wurde. Ihnen ging es um die Botschaft von Jesus Christus. Das war für sie das eigentlich Entscheidende.

Die zeigte sich auch im Gespräch mit dem hohen Rat. Sie sagten deutlich, dass Jesus den Gelähmten gesund gemacht hatte. Sie sprachen über den Stein, der von den Bauleuten verworfen wurde. Sie sprachen von dem einen Namen, in dem das Heil ist. Ihre Antwort macht eines wirklich klar: Den Aposteln ging es darum, Jesus in den Mittelpunkt zu stellen.

Dies zieht sich übrigens durch die gesamte Apostelgeschichte hindurch. Im Zentrum der Botschaft stand Jesus. Jesus, der zuerst gekreuzigt wurde, dann aber auferstanden ist. Die Apostel verkündeten einen lebendigen Herrn. Sie waren zutiefst davon überzeugt, dass die Botschaft von Jesus Christus die entscheidende Botschaft ist. Trotz der Tatsache, dass genau diese Botschaft die Menschen spaltete und Widerstand hervorrief. Das Problem des Hohen Rates war nicht, dass Petrus und Johannes eine Rede mit religiösem Inhalt gehalten hatten. Ihr Problem war, dass sie über Jesus sprachen. Das war für sie der Stein des Anstoßes. Deshalb wollten sie ihnen ein Redeverbot auferlegen. Doch die Jünger ließen sich davon nicht beeindrucken. Sie wussten was auf dem Spiel stand. Es ging um den, der als Erlöser für alle gekommen war.

Solch eine Verkündigung brauchen wir auch heute. Eine Verkündigung, in der Jesus im Mittelpunkt steht. Eine Verkündigung, die von dem Evangelium durchtränkt ist. Es ist zu wenig, wenn die Verkündigung auf ethische Verhaltensanweisungen reduziert wird. Eine Verkündigung, in der hauptsächlich Geschichten erzählt werden, geht am Ziel vorbei. Auch eine Verkündigung, in der der Prediger selbst im Mittelpunkt steht, ist nicht angemessen. Die Verkündigung muss Jesus im Zentrum haben. Der Text muss ernst genommen und im Lichte des Evangeliums dargelegt werden. Wilhelm Busch verfasste ein Titel, der es gut auf den Punkt bringt: „Jesus predigen – nicht irgendwas!“

Abschließend ein Zitat daraus:

Statt den Menschen zu sagen, wie man zum Frieden mit dem lebendigen Gott kommt, wälzt man Probleme. Anstatt das Kreuz Jesu im Mittelpunkt zu lassen und von »Sünde« und »Buße« und »Bekehrung« und »Versöhnung« und »Vergebung der Sünden« zu sprechen, gibt man »Lebenshilfe«. Statt zu zeigen,wie man durch den Geist Gottes geheiligt wird, versucht man, dem Menschen zu helfen, sich im Leben zurechtzufinden – und wird doch selber nicht mit der kleinsten Sünde fertig. Dass Gott erbarm! Der Welt ist nichts gelegen an »unserer« Botschaft. Es ist ihr auch nicht geholfen mit »unserer« Botschaft. Was die Welt braucht, ist die Botschaft Gottes: »So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glau ben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.«

Ich weiß, dass mir jetzt entgegengehalten wird: »Das gerade wollen und können unsere Zeitgenossen nicht mehr hören.« Darauf antworte ich: Wenn Gottes Wort der Ansicht ist, dass der Mensch zu seiner Heilung dies braucht, dann wollen wir nicht klüger sein als Gott, dann sollten wir ihm dies Heilmittel anbieten. Und dann werden wir auf einmal die erstaunliche Entdeckung machen: Diese Botschaft kommt an. Sie kommt an, weil Er sich zu ihr bekennt.

Ich darf hier ein persönliches Erlebnis berichten: Im Sommer 1962 sollte ich in der Essener Grugahalle einen Gottesdienst aus Anlass des Deutschen Sängerfestes halten. Ich sagte mir: »Da musst du ja wohl auf die Sängerfest-Gäste Rücksicht nehmen. Da kommen nun doch Hunderte, die zu Hause kaum in die Kirche gehen. Die wollen eine religiöse Überhöhung ihrer Sängerei. Da muss ich wohl ein wenig nach dem Motto predigen: ›Wo man singt, da lass dich ruhig nieder …‹ Vielleicht könnte man auch ein wenig Luthers Lob der Frau Musica heranziehen …

Und dann sagte mir Gott ganz klar: »Sage den Leuten, wie sie selig und Kinder Gottes werden können. Bezeuge ihnen den gekreuzigten und auferstandenen Heiland!« Jetzt habe ich mich richtig mit Gott gezankt: »Herr, darauf sind diese Leute doch gar nicht eingestellt. Da ist doch auf dem Podium schon mal ein Chor, in dem Katholiken und Freigeister und alles mögliche sind. Und dann das große Orchester! Was werden die abschalten, wenn ich von Jesus rede. Vom Singen wollen die hören – und wie Gott ihr Singen liebt.« Aber mein Gott blieb unerbittlich. Ich habe mich so gegen Seine Zumutung gewehrt, dass ich krank wurde. Ich wollte »unsere« Botschaft sagen. Und Er wollte Seine Botschaft ausgerichtet haben. So gab ich endlich nach und bereitete eine Predigt vor, in der nur und einzig von Jesus als dem Weg zur Gotteskindschaft die Rede war.

Busch, Jesus predigen – nicht irgendwas, Neukirchen-Vluyn, Aussaat Verlag, 2006. S 66- 68.