Notizen zur Apostelgeschichte (33)


Die Brüder aber schickten sogleich während der Nacht Paulus und Silas nach Beröa, wo sie sich nach ihrer Ankunft in die Synagoge der Juden begaben. Diese aber waren edler gesinnt als die in Thessalonich und nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf; und sie forschten täglich in der Schrift, ob es sich so verhalte.

Apostelgeschichte 17,10-11

Die Juden in Beröa zeichneten sich durch ihre edle Gesinnung aus. Diese zeigte sich, indem sie das Wort bereitwillig aufnahmen und in den Schriften forschten, ob das von Paulus und Silas Verkündigte sich tatsächlich mit der Schrift deckte. In Beröa war also eine Bereitschaft da, auf das Wort zu hören und sich davon verändern zu lassen. Die Juden in dieser Stadt waren nicht für jede dahergelaufene Lehre offen, sie waren für das Wort offen.

An vielen anderen Orten hatten Paulus und seine Begleiter oft sehr schnell den Widerstand der Juden zu spüren bekommen. Die Juden in diesen Städten hatten ein betoniertes Verständnis nach dem Motto: „Meine Lehre steht fest, komm mir bitte nicht mit der Schrift!“ Sie waren nicht bereit dazu, sich vom Wort korrigieren und verändern zu lassen. Die Einstellung der Juden in Beröa stand dem diametral entgegen. Sie waren offen für das Wort. Nicht sie bestimmten über das Wort, sondern das Wort über sie.

Das ist auch heute ein wichtiger Punkt. Sind wir bereit dazu, unser Denken von Gottes Wort verändern zu lassen? Dies setzt voraus, dass wir unsere eigene Irrtumsfähigkeit anerkennen und dem Wort die höchste Autorität einräumen. Die betonierte Lehre war nicht nur bei den Juden damals ein Problem, sondern ist auch heute anzutreffen. Da können Traditionen, die Erziehung, die Geschichte oder gar Menschengebote eine derart starkes Gewicht haben, dass sie praktisch als die einzig wahre Lehre angesehen werden.

Ein weiterer Aspekt bei den Beröern war, dass sie die Lehre des Paulus nicht einfach ungefiltert aufnahmen, sondern in der Schrift prüften. Das Wort „prüfen“ welches Schlachter hier verwendet, kann auch mit befragen, untersuchen, nachforschen, verhören, beurteilen1 wiedergegeben werden. Es wird im NT an einigen Stellen im Zusammenhang mit einem Gerichtsprozess verwendet. Während eines Prozesses werden Nachforschungen angestellt, der Fall wird untersucht, Zeugen werden befragt und Aussagen eingeordnet. Genau das taten hier die Beröer im Bezug auf das von Paulus Gesagte. Sie nahmen die Schrift zur Hand und forschten, untersuchten, prüften und beurteilten. Die Schrift war ihr Maßstab, nach ihr richteten sie sich aus. Nicht ihre Meinung und Überzeugung war entscheidend, sondern was die Schrift sagte. Wenn sie feststellten, dass die Schrift etwas sagte, was sie bisher übersehen hatten, passten sie ihre Lehre dem Wort an. Wenn die Lehre dem Wort widersprach, lehnte sie diese ab.

Diese edle Einstellung brauchen wir heute ebenfalls. Es gilt alles zu prüfen und das Gute zu behalten. Jede Predigt, jedes Buch, jeder Vortrag und jeder Lehre muss anhand der Schrift geprüft und eingeordnet werden. Die Schrift ist unser entscheidender Maßstab.

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1 Rudolf Kassühlke und Barclay M. Newman, Kleines Wörterbuch zum Neuen Testament: Griechisch-Deutsch (Deutsche Bibelgesellschaft, 1997), 12.