Gefühle sind heute von großer Bedeutung. Menschen richten sich danach aus. Richtig und Falsch wird auf Basis der eigenen Emotionen bewertet. Das wird dann bspw. folgendermaßen zum Ausdruck gebracht: „Das fühlt sich falsch an“. Viele Ratgeber fordern heute dazu auf, auf die eigenen Gefühle zu hören und diese als Wegweiser zu verstehen. Es gilt, entsprechend seinen Gefühlen zu handeln, dann handelt man richtig. Gefühle sind der Maßstab, nach dem man sich ausrichtet. Das Gefühl muss stimmen, dann ist alles in Ordnung. Die Gesellschaft ist von diesem Denken durchtränkt. Gefühle werden als Kompass für das Leben gesehen. „Wenn ich mich bei einer Sache gut fühle und niemand anderen verletze, ist doch alles in Ordnung.“
Dieses gefühlszentrierte Denken macht auch vor christlichen Kreisen nicht halt. Folgende Sätze spiegeln dies wider: „Ich spüre Gott nicht mehr! Bin ich jetzt noch ein Christ?“ oder „Ich habe keine Freude die Bibel zu lesen“ oder „Ich fühle mich so schlecht, hat mir Gott wirklich vergeben?“. Solche Aussagen zeigen, wie man Gefühle einordnet und welchen Stellenwert sie haben. Sie werden als Sensor begriffen, der den aktuellen Stand vor Gott anzeigt. Wenn ich Gott spüre (was auch immer das heißt), dann ist geistlich alles in Ordnung. Wenn meine Grundstimmung positiv ist, dann läuft alles nach Plan. Ein weiterer Aspekt sind Gefühle als Triebfeder. Bestimmte Gefühle werden als Voraussetzung für bestimmte Handlungen gesehen. Wenn ich keine Liebe für Nichtchristen verspüre, dann kann ich sie auch nicht evangelisieren. Wenn mir die Freude zum Bibellesen fehlt, dann sollte ich auch nicht damit anfangen usw. Oder ich habe bei einer Sache ein ganz schlechtes Gefühl. Dies kann z.B. aufgrund von negativen Erfahrungen im persönlichen Leben gegeben sein. Nun lehne ich aufgrund dessen die Sache an sich ab. Meine Erfahrungen und Gefühle bilden an dieser Stelle die Grundlage für meine Sichtweise.
Das Problem dabei ist, dass Gefühle weder als Kompass, noch als Sensor oder Maßstab taugen. Dafür sind sie einfach zu unbeständig. Sie können irreführend sein und müssen überhaupt nichts mit der Realität zu tun haben. Jemand hat bspw. eine Mathearbeit geschrieben und wird danach gefragt, wie es gelaufen ist. Seine Antwort ist: „Ich habe ein gutes Gefühl.“, am Ende bekommt er eine 4. Sein Gefühl und die Realität laufen an dieser Stelle deutlich auseinander. Heute habe ich ein gutes Gefühl, morgen ein schlechtes; ist das etwa die Grundlage, um mein Glaubensleben richtig einschätzen zu können? Aus diesem Grund kann ich Gefühle auch nicht als den Hauptmotor meiner Handlungen verwenden. Ich brauche eine andere Grundlage.
Ein tragfähiges Fundament und ein zuverlässiger Kompass ist das Wort Gottes. Darauf kann ich mich verlassen und stützen, unabhängig von den eigenen Gefühlen. Gottes Wort ist die zeitlose Wahrheit, die echte Orientierung gibt. Ich muss Gott nicht spüren, das wird mir auch nirgends in der Bibel verheißen. Entscheidend ist nicht mein Gefühl, sondern Gottes Wort. Wenn ich mein Vertrauen auf Jesus gesetzt habe und an ihm festhalte, dann bin ich ein echter Christ. Egal was meine Gefühle sagen. Wenn ich Jesus um Vergebung meiner Sünden gebeten habe, dann vergibt er sie mir, egal wie ich mich dabei fühle. Gott verspricht in seinem Wort, dass Er die Sünden vergibt, wenn ich sie ihm bekenne und das gilt. Nicht die Gefühle bestimmen über meinen Stand vor Gott, sondern das Wort Gottes. Das Gleiche gilt auch für biblische Aufforderungen. Christen werden nicht dazu aufgefordert, etwas zu tun, nachdem sich ein positives Gefühl eingestellt hat, sondern unabhängig von den Gefühlen. Paulus schreibt z.B. an die Philipper: Freut euch im Herrn allezeit; abermals sage ich: Freut euch! Philipper 4,4. Die Philipper sollen sich nicht nur dann freuen, wenn bei ihnen alles in Butter ist. Sie sollen sich allezeit freuen. Unabhängig von der emotionalen Verfassung. Häufig ist es so, dass sich das richtige Gefühl einstellt, nachdem man Gottes Wort gehorcht. Gottes Wort steht über allem. Das ist der rechte Maßstab für das christliche Leben.
Es gilt also, die Gefühle auf dem Fundament der Bibel zu bewerten und einzuordnen. Wenn meine Gefühle bei einer bestimmten Bibelstelle aufbegehren, dann muss ich meine Gefühle und nicht das Wort Gottes hinterfragen. Gefühle sind Schwankungen unterworfen, das Wort Gottes nicht. Gefühle können vom Zeitgeist geprägt werden, das Wort Gottes ist davon unabhängig. Ich ordne das Wort Gottes also nicht entsprechend meinen Emotionen ein, sondern meine Emotionen entsprechend dem Wort Gottes. Dann habe ich einen verlässlichen Kompass und ein tragfähiges Fundament, um im Leben den richtigen Weg zu gehen. Jesus nennt einen solchen Mann klug:
Ein jeder nun, der diese meine Worte hört und sie tut, den will ich mit einem klugen Mann vergleichen, der sein Haus auf den Felsen baute. Als nun der Platzregen fiel und die Wasserströme kamen und die Winde stürmten und an dieses Haus stießen, fiel es nicht; denn es war auf den Felsen gegründet.
Matthäus 7,24-25
Es lohnt sich also, dem Wort Gottes die höchste Autorität einzuräumen und nicht den Gefühlen.