Mose, der Anführer (3)

Danach gingen Mose und Aaron hinein und sagten zu dem Pharao: So spricht der HERR, der Gott Israels: Lass mein Volk ziehen, damit es mir in der Wüste ein Fest hält! Der Pharao antwortete: Wer ist der HERR, dass ich auf seine Stimme hören sollte, um Israel ziehen zu lassen? Ich kenne den HERRN nicht, und ich will Israel auch nicht ziehen lassen!


2. Mose 5,1-2

Im dritten Teil der Reihe denke ich über schwierige Gespräche nach, die ein Leiter immer wieder zu führen hat. Außerdem geht es auch um die Art der Gesprächsführung in solch einer Unterredung.

Mose und Aaron handeln hier im Auftrag Gottes und gehen zum Pharao. Direkt die erste Begegnung zwischen Mose und dem Pharao zeigt, dass die Gespräche für Mose nicht einfach werden würden. Nachdem Mose und Aaron ihr Anliegen vorgebracht haben, bekommen sie vom Pharao eine deutliche Antwort. Wer sollte denn dieser Gott sein, von dem diese zwei Männer da reden? Der Pharao hat mit diesem Gott nichts zu tun und hat auch nicht vor, sich von ihm etwas vorschreiben zu lassen. Das ist die Ausgangssituation.

Der Pharao verschärft nach dem Gespräch die Situation für die hebräischen Arbeiter noch (2. Mo. 5,7-9). Das hat zur Folge, dass die Aufseher des Volkes Israel äußerst unzufrieden mit Mose und Aaron sind (2. Mo. 5,21). Außerdem verhärtet der Pharao sein eigenes Herz in den ersten Plagen, bevor dann Gott das Herz des Pharaos verhärtet. Mose hat es hier also mit schwierigen und herausfordernden Gesprächen zu tun. Für den Pharao ist Mose ein äußerst ungemütlicher Gesprächspartner. In seinen Augen formuliert Mose unverschämte Forderungen. Mose spricht Dinge an, die er nicht hören will. Der Pharao ist es gewohnt, dass Menschen ihm Beifall zollen. Er ist es gewohnt, dass andere im huldigen und sagen, was ihm imponiert. Mit diesem Mose ist es anders. Mose versucht keine Pluspunkte beim Pharao zu sammeln, er versucht nicht, dem Pharao zu schmeicheln. Mose konfrontiert den Pharao mit den Forderungen Gottes und macht sich damit keineswegs beliebt.

Hier zeigt sich eine weitere wichtige Eigenschaft eines Anführers. Ein Anführer geht in Gespräche hinein, die für ihn unangenehm sind. Er sagt Dinge, die nicht populär sind und ihn bei manchen Leuten unbeliebt machen. Einem guten Leiter geht es nicht darum, bei allen möglichst gut dazustehen. Ihm geht es darum, das Richtige zu tun und zu sagen. Natürlich geht es ihm nicht darum, die Menschen vor den Kopf zu stoßen oder ihnen einfach knallhart die Meinung zu sagen. Aber er geht Gesprächen nicht aus dem Weg, die für ihn und den Gesprächspartner schwierig sind. Er muss ein Problem oder einen bestimmten Vorfall ansprechen, um eine Situation zu lösen oder Hilfestellung zu geben. Niemand führt gerne solche Gespräche. Einen Anführer zeichnet aus, dass er sich ihnen dennoch stellt. Mit dem notwendigen Fingerspitzengefühl, ohne überheblich zu werden, ohne zu verletzen und den anderen platt zu walzen.

Genau das ist bei Mose zu sehen. An keiner Stelle redet Mose überheblich oder wird unverschämt. Seine Kommunikation ist durchgehend respektvoll und klar. Es fällt auf, dass der Pharao im Verlauf der Gespräche nicht sagt: „Diesen Mose will ich nicht mehr sehen, solch ein Ignorant kommt mir nicht mehr vor die Augen!“ (Nach der neunten Plage will der Pharao Mose tatsächlich nicht mehr sehen, der Grund ist allerdings nicht auf Moses Kommunikationsstil zurückzuführen, sondern Moses Beharrlichkeit, was die Forderung Gottes angeht). Der Pharao ist bis zur zehnten Plage jedes Mal dazu bereit, mit Mose zu sprechen. Mose hinterlässt keine verbrannte Erde. Er zerstört nicht die Beziehung zum Gegenüber, sodass keine weiteren Gespräche mehr möglich wären. Nein, er versteht es, den Ton zu treffen und seine Botschaft weiter zu geben, ohne den Wald in Kleinholz zu verwandeln. Es geht also nicht nur um die Fähigkeit, in schwierige Gespräche hineinzugehen, sondern in diesen Gesprächen in einer Art zu kommunizieren, die auch in Zukunft Gespräche mit dieser Person möglich machen. Genau diese Qualität macht eine gute Führungspersönlichkeit aus.