Mose, der Anführer (8)

Und Mose sprach: 600 000 Mann Fußvolk sind es, in deren Mitte ich bin, und du sprichst: Ich will ihnen Fleisch geben, dass sie einen Monat lang zu essen haben! Kann man so viele Schafe und Rinder schlachten, dass es für sie genug ist? Oder kann man alle Fische des Meeres einfangen, dass es für sie genug ist? Der HERR aber sprach zu Mose: Ist denn die Hand des HERRN zu kurz? Jetzt sollst du sehen, ob mein Wort vor dir eintreffen wird oder nicht! Da ging Mose hinaus und redete zu dem Volk die Worte des HERRN; und er versammelte 70 Männer aus den Ältesten des Volkes und stellte sie um die Stiftshütte her.


4. Mose 11,21-24

Mose war kein perfekter Anführer. Der oben zitierte Abschnitt macht dies deutlich. Das Volk murrte und wollte Fleisch zu essen. Mose wandte sich an Gott und erhielt von Ihm die Zusage, dass Er Fleisch senden wird. Die Reaktion Moses war Unglaube. Er bezweifelte, dass Gott so viele Menschen mit Fleisch versorgen könnte. Das ist eine typische Reaktion, die in der Bibel immer wieder anzutreffen ist. Gott gibt eine Verheißung und die Menschen zweifeln. Bei Abraham und Sarah war es so, bei Zacharias und auch bei Mose.

Die Bibel zeichnet von Mose kein verklärtes Bild, er war genauso fehlbar wie alle anderen Menschen. Anführer sind fehlbar, sie sind nicht vollkommen. Sie irren, sie versagen, sie treffen falsche Entscheidungen. All das kommt im Leben von Anführern vor. Vielleicht ist manch einer enttäuscht, wenn er dies realisiert, da er praktisch einen zu jeder Zeit vorbildlichen Leiter erwartet hat. Keine Führungsperson dieser Welt kann dieser Erwartungshaltung gerecht werden. König David konnte es nicht, die Richter konnten es nicht und auch Mose nicht. Er glaubte als der Führer des Volkes Israel in der Wüste nicht, dass Gott alle mit Fleisch versorgen konnte. Er konnte sich dies einfach nicht vorstellen! Mose hat hier ganz eindeutig versagt.

Es also nicht die Frage, ob ein Leiter versagt, sondern wie er damit umgeht. Wie war Moses Umgang damit? Er ließ sich von Gott zurechtweisen und korrigieren. Gott stellte Mose eine Frage, die Mose in seinem Unglauben überführte: „Ist denn die Hand des HERRN zu kurz?“ Als Mose anschließend zum Volk hinausging, teilte er ihnen die Verheißung Gottes mit. Die Frage Gottes rief Mose wieder ins Gedächtnis, mit wem er es hier zu tun hatte und korrigierte sein Denken. Er hielt nicht an seinem Unglauben fest, sondern ließ sich berichtigen. Das ist ein entscheidender Punkt: Korrekturbereitschaft. (In Teil 5 der Serie habe ich dieses Thema bereits angesprochen, allerdings aus der Perspektive eines Ratschlags). Korrekturbereitschaft heißt dabei nicht nur, dass man einer Zurechtweisung zustimmt, sondern das man auch bereit ist, vergangenes in Ordnung zu bringen. Und genau das ist Merkmal einer guten Führungsperson. Sie zeichnet sich nicht durch makelloses Verhalten aus, sondern durch die Bereitschaft Zurechtweisung anzunehmen und Fehlverhalten zu korrigieren.