Die Bedeutung des Evangeliums für Christen (2/2)

Der feste Stand im Evangelium

Ein weiterer Punkt der die Bedeutung des Evangeliums für Christen deutlich macht ist die Feststellung des Paulus: in dem ihr auch fest steht. Der Apostel bescheinigt der Gemeinde in Korinth hier, dass sie im Evangelium fest stehen oder anders formuliert das sie in Christus fest stehen, denn um Ihn geht es ja vor allem im Evangelium.

Den ersten Gedanken den ich hier hervorheben möchte ist, dass das Evangelium einen festen Stand ermöglicht. Auf schlüpfrigen Boden oder an einem abschüssigen Hang kann man nicht fest stehen! Für einen festen Stand braucht man einen festen Grund unter den Füssen. Das Evangelium ist solch ein fester Grund, ja es bildet ein äußerst solides Fundament auf dem der Glaube aufbaut. Die Schrift lässt keine Zweifel daran, dass dies das einzige Fundament ist, auf dem der Glaube stehen kann (siehe 1. Kor. 3,11). Das Werk Jesu bildet die Basis des christlichen Glaubens. Nur derjenige, der seine Sündhaftigkeit anerkennt, zum Kreuz kommt und dort im Glauben auf Jesus Christus schaut, beginnt ab diesem Moment an ein Leben als Kind Gottes. Der Sünder kommt mit leeren Händen zum Erlöser, er hat nichts zu bringen, seine Hoffnung ruht auf Jesus allein. Jesus ist der Fels, der niemals wankt, Er ist der Eckstein, auf dem der ganze Bau errichtet wird, Er ist der Grund und es kann kein anderer Grund gelegt werden! Auf diesem Grund kann man wirklich fest stehen! Wer auf diesem Grund steht, wird nicht von jedem Wind der Lehre hin und her geworfen (Eph. 4,14). Er kennt seinen Heiland und kann somit erkennen, wenn Irrlehre verbreitet wird, die das Werk und die Person Jesu schmälert.

Der zweite Gedanke ist, dass die Korinther aktuell im Evangelium fest stehen. Es ist zwar richtig zu sagen, dass sie mit dem Zeitpunkt ihrer Bekehrung einen festen Stand bekamen, doch ist die Handlung damit nicht abgeschlossen. In Vers 2a heißt es nämlich: durch das ihr auch gerettet werdet, wenn ihr an dem Wort festhaltet. Es gilt im Glaubensleben auch weiterhin an der wunderbaren Botschaft von Jesus Christus festzuhalten! Es ist nicht damit getan, dass man sich einmal zu Jesus bekehrt hat und damit ein für alle mal errettet ist. Nein, das festhalten am Evangelium ist in jeder Situation nötig. Dies ist deshalb so, weil ein Christ täglich sündigt. Er ist täglich auf das Kreuz und die Gnade Jesu angewiesen. Es ist seine Aufgabe nun an diesem Wort festzuhalten, also fest darin stehen zu bleiben. Das bedeutet, dass er sein ganzes Leben hindurch seine Hoffnung allein auf Jesus setzt und das täglich. Er ruft sich also immer wieder ins Gedächtnis, was der Herr für ihn getan hat, er kommt immer wieder mit seinen Sünden zu Ihm und bittet um Vergebung und so bleibt er auf diesem festen Boden stehen. Er verlässt sich nicht auf seine eigenen Taten, nein, er vertraut den Worten seines Herrn: Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit (1. Joh. 1,9). Deshalb kann er auch Heilsgewissheit haben, da er sein Vertrauen allein auf den Heiland setzt. Jesus Christus allein ist das Fundament seiner Erlösung. Die eigene Leistung und die eigenen Taten stehen nicht im Mittelpunkt, sondern der gekreuzigte und Auferstandene Herr dessen kostbares Blut von Sünde reinwäscht. Zinzendorf hat es im Lied „Christi Blut und Gerechtigkeit“ in der dritten Strophe folgendermaßen formuliert: „Drum soll auch dieses Blut allein, mein Trost und meine Hoffnung sein; ich bau im Leben und im Tod allein auf Jesu Wunden rot.“

Die Lektion dieses Punktes ist also eine zweifache. Das Evangelium ist erstens das Fundament schlechthin, welches deinem geistlichen Leben einen festen Halt gibt. Nur hier kannst du wirklich fest stehen und durch Irrlehren oder Glaubenszweifeln nicht ins Wanken geraten. Es lehrt dich zweitens deine Abhängigkeit von Jesus Christus. Dein gesamtes Leben hindurch brauchst du Ihn und bist dazu aufgefordert, dich an Ihm fest zu halten.

Die Wirkung des Evangeliums

Der dritte Aspekt der Bedeutung des Evangeliums, der sich aus diesem Text ableiten lässt, ist die Wirkung des Evangeliums. Er findet sich am Anfang von Vers 2: durch das ihr auch gerettet werdet Diese Aussage steht im Grundtext in der Gegenwartsform. Das Evangelium hat die Korinther also nicht nur in der Vergangenheit gerettet, sondern es rettet sie auch gegenwärtig. Gestützt wird dies durch den weiteren Text, indem Paulus die Bedingung beschreibt: wenn ihr an dem Wort festhaltet, das ich euch verkündigt habe. Es geht hier um eine fortwährende Haltung. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute sollen sich die Korinther an dem Wort, d.h. an Jesus Christus, festhalten. Im Festhalten an dem Wort werden sie durch das Evangelium fortlaufend gerettet. Wie ist das zu verstehen? Geschieht die Rettung denn nicht bei der Annahme des Evangeliums? Ja, definitiv. Die Annahme der guten Botschaft rettet den Menschen. Der Apostel hebt an dieser Stelle allerdings einen anderen Aspekt der Rettung hervor. Die Korinther wurden in der Vergangenheit durch die Annahme der guten Nachricht gerettet, sie werden aber auch gegenwärtig dadurch gerettet, indem ihnen ihre Sünden immer wieder vergeben werden. Das Blut Jesu Christi erweist sich also im Verlauf des gesamten Christenlebens weiterhin als wirksam und reinigt von den begangenen Sünden. Jedes Kind Gottes ist bis zum Ende seines Lebens auf das Kreuz angewiesen und erfährt dort fortwährend die Vergebung der neu entstandenen Schuld. In diesem Sinne wirkt sich das Evangelium in der Gegenwart rettend aus. Somit ist die rettende Wirkung des Evangeliums nicht nur auf den Beginn des Glaubenslebens beschränkt, sondern rettet den Christen kontinuierlich, sofern er an Jesus Christus bleibt. Deshalb kann der Apostel in Kapitel 1,18 auch davon sprechen, dass das Wort vom Kreuz für uns eine Gotteskraft ist. Es war nicht nur in der Vergangenheit eine Gotteskraft, es ist heute eine Gotteskraft! Dort steht nämlich das selbe griechische Wort in der Gegenwartsform. Das Kreuz ist der Ort, an dem wir uns bergen können, dort dürfen wir zur Ruhe kommen, dort dürfen wir frei von Schuld werden, von diesem Ort her haben wir eine lebendige Hoffnung auf die Herrlichkeit! Dorthin dürfen und sollten wir immer wieder zurückkehren. Diese rettende Kraft des Evangeliums ist nun die Grundlage, um unserem Herrn dienen zu können. Durch seine Erlösung sind wir frei, um Ihm nun freudig nachfolgen zu können.

Das Evangelium wirkt sich demnach heute in deinem Leben rettend aus, sofern du daran festhältst. Du darfst jeden Tag mit deiner Schuld zu Jesus Christus kommen und Vergebung erhalten. In Jesus Christus hast du das Heil und bist vor dem Vater gerechtfertigt. Es gilt also, an deinem Heiland festzuhalten und das gesamte Leben hindurch nur Ihm zu vertrauen!

Die vorrangige Stellung des Evangeliums

Die Bedeutung des Evangeliums wird in V. 3a in einem weiteren Punkt sichtbar. Dort schreibt Paulus: Denn ich habe euch zu allererst das überliefert, was ich auch empfangen habe, nämlich daß Christus für unsere Sünden gestorben ist, nach den Schriften

Der Apostel hat den Korinthern zuerst eine Botschaft überliefert, nämlich die Botschaft von Jesus Christus, der für ihre Sünden gestorben ist. In V. 4 fährt er dann fort, den Inhalt der Botschaft zu beschreiben. Die Botschaft von der er hier spricht, ist das Evangelium. Diese Botschaft hat er in Korinth zu allererst überliefert. Es war das Erste, was er in Korinth verkündet hat. Die English Standard Version Bibel übersetzt hier mit first importance. Das heißt von erster Bedeutung oder von höchster Wichtigkeit. Mit anderen Worten hat Paulus in Korinth die wichtigste Botschaft zuerst weitergegeben. Das Evangelium hatte die höchste Priorität. Diese gute Nachricht sollten die Korinther unbedingt hören, denn das ist die entscheidende Botschaft! Für den Apostel hatte das Evangelium also eine vorrangige Stellung.

Ich möchte auf zwei Aspekte der vorrangigen Stellung kurz eingehen.

Zum Einen ist es die Botschaft die für den Glauben grundlegend ist, d.h. durch sie werden Menschen erst überhaupt Christen. Hier erfahren sie das sie Sünder und vor Gott schuldig sind. Hier erfahren sie wie Gott zur Rettung der Menschen seinen Sohn sandte und so die Möglichkeit der Versöhnung ermöglichte. Hier erfahren sie, dass alle Menschen eines Tages vor Gott stehen werden und sich verantworten müssen. Diese Botschaft brauchen Nichtchristen, um sich bekehren zu können.

Zum Andern behält die Botschaft im Leben des Christen hindurch diese vorrangige Stellung. Weiter oben hatten wir bereits besprochen, dass das Evangelium einen festen Stand ermöglicht und rettet. Das Evangelium befähigt uns außerdem als Christen zu leben, da Jesus in Joh. 15,5b gesagt hat: Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun.

Das Evangelium lehrt uns dauerhaft an Jesus Christus festzuhalten, so wie wir bei unserer Bekehrung damit angefangen haben: Wie ihr nun Christus Jesus, den Herrn, angenommen habt, so wandelt auch in ihm (Kol. 2,6). Wir kamen als Bittende, wir kamen als diejenigen, die Hilfe brauchen, wir kamen als Menschen, die von seiner Gnade abhängig sind. Diese anfängliche Einstellung sollen wir auch weiterhin in unserem Leben pflegen. Das Evangelium behält also für das gesamte Christenleben hindurch diese vorrangige Bedeutung.

Fazit

Der betrachtete Text zeigt deutlich auf, dass das Evangelium für Christen von äußerster Wichtigkeit ist. Es ist die wunderbare Botschaft von Jesus Christus und dem, was Er für uns getan hat. Das Evangelium ist mehr als das „Abc“ des christlichen Glaubens, es ist das „A-Z“ des christlichen Glaubens. Anders formuliert ist es nicht nur das Fundament sondern auch der Mörtel, der den Bau zusammenhält. Es ist also wichtig, dass du dich immer wieder mit dem Evangelium beschäftigst. Es ist wichtig, dass du dich durch das Evangelium prägen lässt. Das wird dir helfen, dein ganzes Leben hindurch an Jesus festzuhalten. Es wird dich einerseits demütig machen, andererseits aber deine Freude an und deine Liebe zu Jesus vertiefen. Das Evangelium wird dein Leben nachhaltig verändern, indem es in dir ein freudiges Verlangen wirkt Christus zu gehorchen. Das Wort vom Kreuz wird seine Kraft in deinem Leben entfalten. Es wird dich trösten, zurechtweisen, ermutigen, stärken und festigen. Es lohnt sich, über das Evangelium nachzudenken!