Die Sicht der Männer auf die Ehe

Tim Keller zitiert in seinem Buch „Ehe“ am Anfang eine Studie aus dem National Marriage Project mit dem Titel „Warum Männer sich nicht festlegen wollen“. Er vergleicht dabei die traditionelle und die moderne Sicht von Männern auf die Ehe.

Die traditionelle (abendländische) Sichtweise war, dass Männer in der Ehe zivilisiert wurden. Sie galten eher als individualistisch und weniger bereit und fähig in eine Beziehung einzutreten, die Kommunikation, Hilfe und Teamarbeit erfordert. Die Ehe war ein Ort, wo Männer männlich wurden. Sie lernten sich zu beherrschen. Die Ehe wurde also gewissermaßen als Schule gesehen, welche die Männer gute Tugenden lehrte und ihren Charakter schliff. Veränderung wurde als ein wichtiger und hilfreicher Teil der Ehe angesehen.

Die moderne Sichtweise ist eine gänzlich andere. Keller zitiert aus der Studie:

[Für die befragten Männer] war die richtige Frau vor allem eine, die bereit war sie so zu nehmen, wie sie waren und sie nicht ändern wollte. ‚Nicht wenige der Männer hatten etwas gegen Frauen, die versuchen sie zu ändern.‘ Einige der Männer beschrieben die passende Partnerin als Eine, die in ihr Leben passt. Eine der Interviewten drückte es so aus: ‚Wenn man wirklich zu einander passt, braucht man sich nicht zu ändern.‘

Keller, Ehe: Gottes Idee für das größte Versprechen des Lebens, Permission Verlag, Kapitel 10.

Es geht also nicht mehr darum charakterlich zu wachsen, sondern seine individuelle Freiheit weiter ausleben zu können. Dementsprechend häufig sind Beziehungen, denen der verbindliche Charakter der Ehe fehlt.

Keller spricht aus meiner Sicht einen wichtigen Punkt an. Ich nehme die traditionelle (christliche) Sicht als positiv und hilfreich war. Die Ehe ist ein Ort, an dem ich die Möglichkeit habe, mich in das Bild Christi verändern zu lassen (Eph. 5,25).