Geistlicher Missbrauch (4)

Esther Prynn ist die Protagonistin in dem Roman „Der scharlachrote Buchstabe“ von Nathaniel Hawthorne. Die Handlung spielt im Boston des 17. Jahrhunderts zur Zeit der Puritaner. Die Geschichte beginnt damit, dass Esther des Ehebruchs überführt wird und infolgedessen als Strafe einen scharlachroten Buchstaben tragen muss, der ihre Sünde allen deutlich vor Augen führt. Der geistliche Missbrauch durch die puritanische Gemeinschaft ist hier praktisch vorprogrammiert:

Immerfort und auf tausenderlei Weise fühlte sie das Herzklopfen der Pein ohne Unterlaß, das ihr von dem unvergänglichen, allzeit tätigen Urteilsspruch des puritanischen Tribunals so ausgeklügelt zugedacht worden war. Geistliche blieben auf der Straße stehen, um Worte der Ermahnung an sie zu richten, die einen Auflauf von Menschen mit seinem Gemisch von Spottlächeln und Stirnrunzeln um das arme sündige Weib versammelten. Wenn sie in eine Kirche trat und das Sonntagslächeln des Vaters aller zu teilen hoffte, so war es oft ihr Mißgeschick, zu finden, daß sie selbst den Text der Rede abgab.

https://www.projekt-gutenberg.org/hawthorn/scharlac/chap005.html