Die Frage nach dem Leid kann intellektuell durchdacht werden, ohne das es tiefgreifend erfasst wird. Dies geschieht erst, wenn man Leid selbst erlebt. Da hat man es nicht mehr einfach nur mit einem intellektuellen Problem zu, sondern mit einem konkreten Erleben. Dabei ist es sehr hilfreich, wenn man über die Frage des Leides nachgedacht hat, bevor es zur Krise kommt. Dies ist eine wichtige Grundlage, um mit Gott durch schwere Zeiten zu gehen.
Timothy Keller formuliert es in seinem Buch „Gott im Leid begegnen“ treffend:
Die Bibel hat eine Menge über das Leid zu sagen, aber es ist eines, diese Dinge in seinem inneren Magazin gespeichert zu haben und etwas ganz anderes zu wissen, wie man sie in seinem Herzen, seinem Leben und seiner Erfahrung so anwendet, dass sie zur Weisheit, Ausdauer, Freude, Selbsterkenntnis, Mut und Demut führen. Es ist eines, an Gott zu glauben. Es ist etwas ganz anderes ihm zu vertrauen. Es ist eines, eine intellektuelle Antwort auf die Frage zu besitzen, warum Gott Leid zulässt und etwas ganz anderes einen Weg durch sein konkretes Leid zu finden, sodass man nicht immer verbitterter, zynischer, entmutigter und kaputter wird. Sondern weiser, fester, demütiger, stärker, ja zufriedener. Wir dürfen also weder unser Denken noch unser Herz außer acht lassen.
Timothy Keller, Gott im Leid begegnen, Kap. 80, Min. 8:33.
Etwas weiter:
Und doch: Theorie und Praxis, sie gehören zusammen. Die konkrete Erfahrung von Leid wirft automatisch die nächsten philosophischen Fragen auf. Warum? Was ist das für ein Gott, der soetwas zulässt? Es ist also wichtig, die grauen Zellen anzustrengen, um dem Leiden einen Sinn abzugewinnen, aber es reicht nicht Kenntnisse über Gott zu haben, sondern wir brauchen eine persönliche Beziehung zu ihm.
Timothy Keller, Gott im Leid begegnen, Kap. 80, Min. 10:03.