Der Absolutheitsanspruch Jesu in Zeiten postmodernen Denkens

Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich!

Johannes 14,6

„Jeder soll nach seiner Façon selig werden“. Dieser Satz stammt von Friedrich dem Großen und ist heute im Denken der breiten Gesellschaft Usus. Jeder darf das glauben, was er will und alle Religionen stehen gleichwertig nebeneinander. In Glaubensfragen hat niemand die Wahrheit gepachtet, alle können ruhig ihren eigenen Weg zur Erlösung gehen. Wichtig ist, dass man den anderen toleriert und seine Meinung stehen lässt. In solchen Zeiten sind die Wort Jesu natürlich anstößig. Er behauptet nicht etwa, einen Weg zum Vater oder einen Teil der Wahrheit zu kennen. Er erhebt einen dreifachen Absolutheitsanspruch, der ihn als den Weg, die Wahrheit und das Leben ausweist. Ist solch eine Behauptung heute überhaupt noch haltbar? Hat der postmoderne Mensch diese alten Sichtweisen nicht schon längst überwunden? Es lohnt sich, hier genauer hinzuschauen.

1. Ich bin der Weg

Das erste, was Jesus sagt, ist: „Ich bin der Weg“. Thomas hatte gefragt: „Wie kommen wir zum Vater?“ Die Antwort Jesu lautet: „Durch mich“. Wer an Jesus glaubt, der hat Zugang zum Vater. Jesus spricht dabei nicht von einem neben vielen Wegen. Er spricht von dem Weg und will damit deutlich machen, dass es außerhalb von ihm keinen anderen Weg zum Vater gibt. Wer in Gemeinschaft mit Gott treten will, der muss zu Jesus kommen. Jesus ist der einzige Weg, der zum Vater führt.

Das klingt in den Ohren viele Zeitgenossen heute ungeheuerlich. Wie kann jemand solch eine exklusive Aussage formulieren? Heute wird eine ganz andere Botschaft propagiert und diese klingt beispielsweise so: „Das Geheimnis des Erfolgs liegt darin, den eigenen Weg zu gehen, auch wenn alle anderen entgegengesetzt gehen.“ Jeder muss also seinen eigenen Weg gehen und herausfinden, was gut für einen ist. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Jeder kann selbst beeinflussen, ob sein Leben erfolgreich verläuft oder nicht.

Diese Sicht hört sich im ersten Moment vielleicht ganz gut an, bringt aber einige schwerwiegende Probleme mit sich. Menschen, die sich auf diesen Weg begeben, sind ständig auf der Suche nach dem endgültigen Glück. Sie jagen ihr ganzes Leben dem Glück hinterher, bekommen es aber nicht zu fassen. Es gibt Momente, wo sie vielleicht der Meinung sind, dass sie es endlich erreicht haben. Doch dann entgleitet es wieder ihren Händen und sie müssen weiter jagen. Randy Alcorn drückt es in seinem Buch „Post von Graf Moderthal folgendermaßen aus:

Wenn Jordan Fletcher nicht glücklich war, so lag es nur daran, dass ihm noch irgendetwas fehlte. Das Glück schien immer einen Schritt entfernt hinter der nächsten Ecke zu warten, und er hatte sein ganzes Leben damit verbracht, um diese Ecke zu biegen … und dann um die nächste und die übernächste.

Alcorn, Post von Graf Moderthal, Bielefeld: CLV, 2013, S.12.

Das, was am Ende übrigbleibt, ist bittere Enttäuschung. Das Glück ist auf dem selbstgewählten Weg nicht zu finden.

Ein weiteres Problem dieses Ansatzes ist, dass die Schuldfrage nicht gelöst wird. Den Menschen ist es vielleicht nicht bewusst, aber sie haben Schuld vor Gott. Der eigene Weg bietet dafür keine Lösung. Der Mensch wird auf sich selbst geworfen und muss sehen, wie er klarkommt.

Jesus hingegen sagt: „Ich bin der Weg“. Er sagt damit aus, dass er der Weg zum wahren Glück ist. Wer ihm glaubt, der wird wahre Erfüllung finden. Bei Jesus ist die Suche nach dem Glück zu Ende und hier kann man tatsächlich zur Ruhe kommen. Jesus ist auch der Weg, um die Schuldfrage zu lösen. Die Schuld, die zwischen Gott und dem Menschen besteht. Genau dafür kam Jesus auf die Erde, um den Weg zum Vater freizumachen, indem er für die Sünden aller Menschen starb und Versöhnung ermöglichte.

2. Ich bin die Wahrheit

Als zweites sagt Jesus, das Er die Wahrheit ist. Er ist nicht eine Wahrheit neben vielen Wahrheiten. Er ist nicht ein Religionsstifter neben anderen. Nur in Ihm ist die Wahrheit zu finden, was die Gottesfrage betrifft. Bei Ihm erfahren Menschen die Wahrheit in Bezug auf die Fragen, woher wir kommen, wohin wir gehen und wozu wir überhaupt hier sind.

Heute kann man allerdings häufig zu hören bekommen: „Jeder hat seine Wahrheit. Du hast deine und ich meine. Jeder darf mit seiner eigenen Wahrheit glücklich werden.“ Diese Aussage klingt gut. Doch niemand würde auf die Idee kommen, solch eine Aussage bei einem für ihn wichtigen Thema zu äußern. Wahrheit ist für Menschen wichtig, da letztlich jeder wissen will, was wahr ist, vor allem in Fragen, die für einen selbst relevant sind. Wenn ich beispielsweise der Meinung bin, dass ich auf meinem Bankkonto ein Guthaben von 1000€ habe, meine Bank aber meint, dass ich 1000€ schulde, würde keiner auf die Idee kommen und sagen: „Die Bank hat ihre Wahrheit und ich meine. Jeder soll mit seiner eigenen Wahrheit leben.“ Oder ein anderes Beispiel: Warum haben Menschen solch ein Problem damit, wenn sie angelogen werden? Weil Wahrheit für sie so wichtig ist.

In den wichtigen Lebensfragen ist der Einzelne also sehr wohl an Wahrheit interessiert. Nur bei Fragen, die er für unbedeutend hält, versucht er, Wahrheit zu relativieren. Die geschieht häufig bei der Frage nach Gott. Doch ist die Frage wirklich so unbedeutend? Ob es ein Leben nach dem Tod gibt oder nicht ist keine nebensächliche Frage, sie macht nämlich einen großen Unterschied, je nach dem, was wahr ist. Wenn die Atheisten behaupten, dass es keinen Gott und auch kein Gericht gibt und die Christen das Gegenteil behaupten, dann können nicht beide recht haben.

Jesus sagt nun: „Ich bin die Wahrheit“. Damit sagt Er: „Wenn du erfahren willst, was wirklich wahr ist, darfst du zu mir kommen. Ich werde dir die Wahrheit über Gott, über das Leben nach dem Tod und über deine Situation mitteilen.“ Das besondere bei Jesus ist, dass Er nicht einfach nur ein Mensch, sondern auch Gott war. Hier spricht Gott selbst. Hier spricht der, der alles weiß und Schöpfer von allem ist. Er kam nicht auf die Erde, um der Menschheit nur einige interessante moralische Wahrheiten zu hinterlassen. Er kam auf diese Erde, um für sie zu sterben. Er kam, um sie von der Schuld zu befreien, die sie vor Gott haben. Jesus behauptete nicht nur Gott zu sein, er zeigte den Menschen auch, dass er Gott ist. Er tat dies dadurch, dass er Menschen von ihren Krankheiten heilte. Er ließ Menschen wiederauferstehen, die bereits gestorben waren. Er sagte Menschen die Zukunft voraus und es traf dann genau so ein. Der wichtigste Beweis seiner Gottheit ist aber sicherlich seine Auferstehung. Damit zeigte er, dass der Tod keine Macht über ihn hat. Er ist tatsächlich Gott. Die Aussage Jesu, dass Er die Wahrheit ist, ist also glaubwürdig.

3. Ich bin das Leben

Den dritten Absolutheitsanspruch formuliert Jesus mit den Worten: „Ich bin das Leben“. Jesus spricht hier vom ewigen Leben. Es geht um ein Leben, welches über dieses irdische Leben hinaus geht. Es geht aber auch um ein Leben in einer neuen Qualität. Ein Leben in der erfüllten Beziehung zu Gott, ein Leben frei von Schuld, ein Leben mit Sinn. Dieses Leben gibt Jesus schon hier auf der Erde und nach dem Tod wird dieses Leben vollkommen ausgeprägt sein.

Der Leitspruch des postmodernen Menschen ist hingegen: „YOLO: You only live once“. Du lebst nur einmal. Nutze dein Leben, um Spaß zu haben, um etwas Unkonventionelles oder Verbotenes zu tun. Mit dem Tod ist alles aus, deshalb musst du aus diesem Leben so viel wie möglich rausholen. Keine Zukunftshoffnung. Keine Perspektive.

Andererseits gibt es auch viele Menschen, die sich wünschen, ewig zu leben. Sie haben sich dieses Ziel auf die Fahne geschrieben. Die Wissenschaft und Technik werden vorangetrieben, um dieses Ziel zu erreichen. Menschen träumen von Nanobots, die im Körper unterwegs sind und die Gesundheit und Intelligenz des Menschen verbessern. Sergey Brin, einer der Gründer von Google, verleiht diesem Traum Ausdruck, indem er sagte: „Ich habe nicht vor, zu sterben.“ Solche Menschen pumpen sehr viel Geld in die Erforschung des ewigen Lebens. Sie wollen den Tod mit menschlichen Mitteln besiegen.

Das macht deutlich: Menschen wollen gerne ewig Leben. Sie suchen das ewige Leben nur an der falschen Stelle: In der Wissenschaft und Technologie. Doch dort ist es nicht zu finden. Nur Jesus kann diese Sehnsucht stillen, Er ist das Leben in Person. Wer ewig leben will, muss zu Jesus kommen, dort hört die Suche auf.

Die Postmoderne wirft den Menschen auf sich selbst zurück. Die Verheißungen der Postmoderne laufen ins Leere. Sie geben Menschen kein Fundament, sondern reißen ihnen ganz im Gegenteil den Boden unter den Füßen weg. Ganz anders ist es bei Jesus. Er ist ein fester Grund, auf dem man echten Halt findet. Bei ihm werden die tiefsten Sehnsüchte gestillt und das rastlose Leben hört auf. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben.