Heute identifizieren sich Menschen sehr stark über ihr Verhalten. Ihr Lebensstil definiert sie als Menschen, ihren Vorstellungen und Gefühlen verleihen sie durch ihre Taten Ausdruck und das macht ihr Menschsein aus. Sie verbinden ihre Taten sehr stark mit ihrem Personsein. Wenn man nun die Tat eines solchen Menschen kritisiert, fühlt dieser sich unweigerlich als Person angegriffen. Wenn dieser Mensch mit Sünde konfrontiert wird, fühlt er sich als Person weniger wertgeschätzt und geliebt. Handlung und Person von einander zu trennen, scheint heute angesichts des kulturellen Denkschemas, schwieriger zu werden. Für Christen ist es wichtig, dass sie genau das lernen. Sowohl dann, wenn man andere auf ihre Sünde hinweist, als auch, wenn man selbst auf Sünde hingewiesen wird.
Gott selbst nimmt diese Unterscheidung vor, durch das Evangelium wird dies ersichtlich. Er hasst die Sünde, aber liebt den Sünder. Das wird am Kreuz sichtbar, an dem Gott die Sünde verurteilt, indem Jesus dafür stirbt. Die Sünde des Menschen ist so schwerwiegend, dass Jesus dies mit seinem Leben bezahlte. Gleichzeitig zeigt Gott seine große Liebe zu den Menschen, indem er sein Leben stellvertretend für sie opfert. Obwohl er ihre Taten verurteilt, liebt er sie als Person. Das Kreuz ist das deutlichste Zeugnis dafür.
Diese Unterscheidung zeigt sich auch in der Situation, als Jesus mit der samaritischen Frau am Brunnen spricht. Das komplette Gespräch zwischen Jesus und der Frau unterstreicht, dass Jesus diese Frau liebt und ihr helfen will. Gleichzeitig spricht Jesus ihre Sünde klar an und kehrt sie nicht unter den Teppich. Seine Gesprächsführung ist einerseits von Liebe und Mitgefühl geprägt, auf der anderen Seite aber auch von der deutlichen Benennung des Problems. Jesus unterscheidet hier zwischen Person und Handlung. Das Ergebnis ist, dass die Frau in die Stadt geht und allen von Jesus erzählt. Offensichtlich hat sie den Hinweis Jesu auf ihre Sünde nicht persönlich genommen. Es ist also auch entscheidend, wie die Kritik geübt wird. Wenn Menschen merken, dass ihnen mit Liebe begegnet wird, wird das Spuren hinterlassen.