Wie die Luft die wir atmen

Heute werden Werte wie Freiheit, Menschenwürde und Gleichheit in der westlichen Welt als selbstverständlich angesehen, ohne dass vielen bewusst ist, wo die Ursprünge dieser sogenannten „universellen Werte“ liegen. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass diese Werte schon immer so hoch gehalten wurden, aber die Geschichte belehrt uns eines Besseren. Glen Scrivener geht in seinem Buch „Wie die Luft die wir atmen: Warum wir alle an Freiheit, Menschenwürde und Gleichheit glauben“ dieser Frage nach und zeigt auf, dass diese Werte das Ergebnis des christlichen Einflusses sind.

Scrivener geht auf verschiedene Bereiche, wie Wissenschaft, Barmherzigkeit, Freiwilligkeit, Gleichheit, Aufklärung, Fortschritt und Freiheit ein und erläutert, wie die Christen in diesen Bereichen das abendländische Denken verändert haben. Der Autor zeigt auf, welche Vorstellungen bspw. im Römischen Reich vorherrschten und wie das Christentum darauf Einfluss nahm und Veränderungen bewirkte. Als Beispiel nennt er die Einrichtung von Krankenhäusern, die vor allem von christlichen Orden als Akt christlicher Barmherzigkeit gegründet wurden. In der Antike gab es solche Einrichtungen nicht und nur reiche Menschen konnten sich einen Arzt leisten. Erst mir dem Verständnis der Menschenwürde und der Gottesebenbildlichkeit entwickelte sich der Gedanke, allen Menschen unabhängig von ihrem sozialen Status zu helfen.

Dies ist nur eins von vielen Beispielen, die Scrivener in seinem Werk anführt. Er legt schlüssig dar, dass die Menschenrechte eine Metaerzählung voraussetzen, die sich am besten mit der christlichen Erzählung deckt. Darwinisten bspw. haben hier ein Problem, weil in ihre Philosophie das Recht des Stärkeren gilt und es für den Schutz der Schwachen keine Grundlage gibt. Auch in anderen Religionen oder Systemen kommen viele Werte, die heute im Westen hochgehalten werden, nicht vor. China, mit seiner kommunistischen Ausrichtung, ist dafür ein deutliches Beispiel.

Der Autor geht aber nicht nur auf die Veränderungen im Römischen Reich, sondern auch im Mittelalter und in der Neuzeit ein. Dabei greift er bei den einzelnen Themen auch immer wieder auf aktuelle Entwicklungen zurück und zeigt anhand dieser, dass in der westlichen Gesellschaft bis heute diese Werte als selbstverständlich vorausgesetzt werden. Im Kapitel Barmherzigkeit zitiert er bspw. Richard Dawkins, der bei Twitter einer Frau rät ihr Kind abzutreiben. Die Frau hatte zuvor gefragt, was sie mit ihrem ungeborenen Kind machen solle, bei dem das Down-Syndrom diagnostiziert wurde. Dawkins’ Antwort löste einen Sturm der Entrüstung aus und zeigte, dass viele Menschen die Barmherzigkeit und den Schutz der Schwachen als wesentliche Werte ansehen.

Ein weiterer wichtiger Punkt, der das Buch auszeichnet ist die dreifache Zielgruppe des Autors. Er möchte sowohl Christen, als auch ehemalige Christen und Nichtchristen ansprechen. Am Ende wendet sich Scrivener an diese drei Gruppen und gibt ihnen jeweils eine Botschaft mit auf den Weg. Er möchte alle drei Gruppen zum Nachdenken darüber anregen, welche Konsequenzen es hat, wenn das Christentum einen derart starken Einfluss auf den Westen genommen hat und ein festes Fundament gibt.

Das Buch von Glen Scriveners ist ein Augenöffner. Viele der westlichen Werte, die heute verteidigt und gegenüber nichtwestlichen Staaten immer wieder eingefordert werden, sind eindeutig christliche Werte. Das Christentum hat demnach einen große Einfluss auf das westliche Denken ausgeübt und die Gesellschaft geprägt. Diese Prägung war in vielen Bereichen positiv und ist die Quelle der meisten Menschenrechte, die heute propagiert werden. Wenn heute über das Christentum und seine Geschichte diskutiert wird, werden gerne die negativen Aspekte erwähnt, die positiven Aspekte sind den Menschen eher weniger bekannt. Umso wichtiger ist dieses apologetische Buch, das diese Wissenslücke schließt und ein korrigiertes Bild vom Einfluss des Christentums zeichnet. Die westliche Welt in der wir heute leben, die kulturelle Luft, die wir heute atmen, ist ohne den Einfluss des Christentums nicht denkbar.