Wenn ich heute Christen fragen würde, was sie unter Gottes Segen verstehen, würden viele wahrscheinlich nur positive Dinge aufzählen. Eine gelungene Operation, eine Gehaltserhöhung im Beruf, gehorsame Kinder, Gesundheit, Bewahrung im Straßenverkehr und so weiter. Das sind zweifellos alles Segnungen Gottes, aber was ist mit all den Schwierigkeiten, denen wir in unserem Leben begegnen?
Vor kurzem habe ich einen Gebrauchtwagen gekauft, für den wir vorher gebetet hatten. Jetzt haben wir einige Probleme mit dem Auto und ich denke: „Warum haben wir jetzt diese Probleme mit dem Auto? Hat Gott unsere Gebete nicht erhört?“ Eigentlich erwarte ich von Gott, dass er uns ein gutes Auto schenkt, das keine Probleme macht, schließlich haben wir dafür gebetet!
Aber vielleicht ist gerade das eine Gebetserhörung. Vielleicht ist gerade das der Segen Gottes, dass er uns jetzt durch Schwierigkeiten führt, um uns zu erziehen, um unsere Abhängigkeit von ihm neu zu verstehen und ihn noch besser zu erkennen. Er lässt uns manchmal durch Schwierigkeiten hindurchgehen und segnet uns damit in besonderer Weise. Er trägt uns durch und ist uns nahe. Er stärkt uns durch sein Wort und wir sind Gott besonders nahe. Oft sehen wir erst im Nachhinein, wie Gott uns gesegnet hat.
Als ich vor ca. 11 Jahren eine Depression hatte, wäre ich nie auf die Idee gekommen, dies als Segen Gottes zu sehen. Aber heute, im Rückblick, sehe ich diese Zeit als einen Segen Gottes. In dieser Zeit durfte ich entscheidende christliche Wahrheiten verstehen, die ich ohne diese Schwierigkeiten wahrscheinlich nicht so verstanden hätte. Diese Zeit hat mich verändert und war letztendlich ein Segen für mich.
Als Paulus und Barnabas von ihrer ersten Missionsreise zurückkehrten, berichteten sie von Gottes Wirken auf dieser Reise. Lukas schreibt: Als sie aber angekommen waren und die Gemeinde versammelt hatten, erzählten sie, wie viel Gott mit ihnen getan hatte, und daß er den Heiden die Tür des Glaubens geöffnet hatte. Apg. 14,27 Die Reise verlief jedoch alles andere als reibungslos. Sie wurden in mehreren Städten verfolgt, sie erlebten Widerstand, ja Paulus wurde in Lystra sogar gesteinigt. Wie fällt nun ihr Bericht an die Gemeinde aus? Sie betonen, wie Gott gewirkt hat und wie Heiden zum Glauben gekommen sind. Wenn damals jemand Paulus gefragt hätte: „Paulus, hat Gott euch auf eurer Reise gesegnet?“ was hätte Paulus darauf geantwortet? „Ja, zum Teil schon, aber Gott hat uns an der ein oder anderen Stelle seinen Segen vorenthalten“ Nein, der Text macht deutlich, dass die Missionare sich auf der ganzen Reise von Gott begleitet sahen, er hatte ihnen Gelingen gegeben. Der Segen Gottes hatte sie auf der ganzen Reise getragen.
Ein weiteres Beispiel ist Josef. Er musste einen schweren Weg gehen, bevor er der zweite Mann in Ägypten wurde und seine Familie rettete. Er betrachtete diesen Weg im Nachhinein als Gottes Führung: Ihr gedachtet mir zwar Böses zu tun; aber Gott gedachte es gut zu machen, um es so hinauszuführen, wie es jetzt zutage liegt, um ein zahlreiches Volk am Leben zu erhalten. 1. Mo. 50,20 Josef ging durch schwere Zeiten, aber konnte darauf zurückblicken und es als gute Führung Gottes einordnen.
Wir müssen unser Verständnis vom Segen Gottes korrigieren. Gottes Segen ist nicht nur dort zu finden, wo uns alles gelingt und glatt läuft, sondern auch in schweren Zeiten. Jesus Christus ist durch alles Lebensphasen hindurch der gute Hirte und lässt seine Schafe nicht im Stich. Ob es auf grüne Weiden geht, zum frischen Wasser oder durch dunkle Täler, er ist mit seinem Stecken und Stab da und führt die Herde. Im letzten Vers von Psalm 23 zieht David dann folgendes Fazit: Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.